Das Kräftespiel der Mächtigen in Ägypten
Präsident Husni Mubarak herrscht mit Hilfe des Militärs. Es könnte sich gegen ihn wenden und eine neue Epoche einleiten.
Kairo. Der Ausgang der nun schon tagelangen Unruhen in Ägypten ist ungewiss. Ob sich der Langzeitherrscher Husni Mubarak halten kann oder ob ihn der Volkszorn hinwegfegen wird, entscheidet sich im Kräftespiel verschiedener Akteure:
Präsident Mubarak regiert im 30. Amtsjahr. Er übernahm die Führung Ägyptens, nachdem 1981 Islamisten seinen Vorgänger Anwar al-Sadat ermordet hatten. Seine Macht stützt Mubarak auf das Militär, die Polizei, den Geheimdienst und auf die Staats- und Regierungspartei NDP. Seit dem Sadat-Attentat gilt in Ägypten ein Ausnahmezustand, der es dem Regime ermöglicht, die politischen Freiheiten massiv einzuschränken und Andersdenkende polizeilich zu verfolgen.
Die Medien berichten freier als früher, die Opposition kann sich eingeschränkt organisieren, dabei aber nicht wirklich bei Wahlen antreten. Als stärkste Oppositionskraft gilt die islamistische Muslimbruderschaft. Die derzeitigen Proteste gehen aber hauptsächlich auf das Konto neuer, ziviler Initiativen, die ihre Anhänger vor allem über Facebook mobilisieren.
Das Militär hat viel zu verlieren, aber auch unterschiedliche Optionen. Es könnte an der Seite Mubaraks den Aufstand der Unzufriedenen brutal niederwerfen. Es könnte sich aber auch gegen den Staatschef wenden und damit zum Mitgestalter der Epoche danach werden.
Sie ist vielen Ägyptern wegen der korrupten Beamten verhasst. Auf ihren Wachstuben werden die Delinquenten verprügelt und gefoltert. Viele Ägypter mögen sie verachten, doch noch mehr fürchten sie das anarchische Chaos, das ohne sie auszubrechen droht.