13 US-Soldaten und vier Afghanen in Kabul getötet
Kabul (dpa) - Beim bislang schwersten Anschlag auf die Internationale Schutztruppe Isaf in Kabul sind am Samstag 13 US-Soldaten getötet worden. Das bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington.
Der Selbstmordattentäter riss nach offiziellen Angaben in der afghanischen Hauptstadt außerdem drei Zivilisten - darunter zwei Schulkinder - und einen Polizisten mit in den Tod.
Kabuls Polizeisprecher Haschmat Staniksai sagte, der Angreifer habe sich in einem mit Sprengstoff gefüllten Auto in die Luft gesprengt. Ziel sei ein Isaf-Konvoi gewesen. Nach Medienberichten rammte der Attentäter den gepanzerten Nato-Bus auf einer mehrspurigen Straße. Die Taliban bekannten sich zu der Tat. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, der Anschlag habe amerikanischen Militärausbildern gegolten. In dem Wagen des Attentäters seien 700 Kilogramm Sprengstoff verbaut gewesen.
Präsident Hamid Karsai erklärte, auch solche „unmenschlichen Taten“ könnten die Entscheidung der afghanischen Nation für Frieden nicht schwächen. In einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin hieß es, Außenminister Guido Westerwelle verurteile „den Terroranschlag auf amerikanische Isaf-Soldaten in Kabul auf das Schärfste“.
Im Mai vergangenen Jahres waren bei einem Selbstmordanschlag in Kabul 18 Menschen getötet worden, darunter fünf amerikanische und ein kanadischer Soldat. In den vergangenen Monaten war es zwar zu mehreren spektakulären Kommando-Operationen der Taliban in Kabul gekommen, nicht aber zu derart blutigen Selbstmordanschlägen.
Bei einem weiteren Zwischenfall in der südafghanischen Provinz Urusgan wurden drei Isaf-Soldaten getötet. Die Isaf teilte mit, ein Mann in einer Uniform der afghanischen Nationalarmee habe seine Waffe gegen afghanische und ausländische Truppen gerichtet. Der Angreifer sei ebenfalls getötet worden.
Nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums handelte es sich bei diesen toten Isaf-Soldaten um Australier. Ministeriumssprecher Sahir Asimi sagte, man prüfe, ob der Angreifer tatsächlich ein Armee-Angehöriger oder aber ein Aufständischer gewesen sei, der sich eine Uniform angeeignet habe.
Der deutsche Isaf-Regionalkommandeur für Nordafghanistan, Markus Kneip, sieht unterdessen „greifbare Fortschritte“ bei der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. Im nächsten Jahr könnten 90 Prozent der geplanten Personalstärke bei Polizei und Armee erreicht werden, sagte der Generalmajor der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). Bis Ende 2014 sollen die Isaf-Kampftruppen aus Afghanistan abziehen.
In der ostafghanischen Provinz Kunar sprengte sich am Samstag eine Selbstmordattentäterin in die Luft. Zwei Polizisten seien bei dem Anschlag in der Provinzhauptstadt Asadabad verletzt worden, sagte Kunars Polizeichef Mohammad Hewas. Weibliche Selbstmordattentäter sind extrem selten in Afghanistan.
In Kabul berieten am Samstag Vertreter der afghanischen Regierung, der Staatengemeinschaft und der ausländischen Militärs über die zweite Tranche von Regionen, in denen die afghanischen Sicherheitskräfte die Verantwortung von der Nato übernehmen sollen. Nach vorläufigen Angaben der zuständigen Behörde (Independent Directorate of Local Government/IDLG) sollen 17 der insgesamt 34 afghanischen Provinzen teilweise oder ganz übergeben werden.
Nach diesen vorläufigen IDLG-Angaben handelt es sich um sechs Provinzen im nordafghanischen Verantwortungsbereich der Bundeswehr: Badachschan, Sar-i-Pul, Tachar, Samangan, Badghis und Balch. Außerdem wurden genannt die Provinzen Herat, Nimros, Helmand, Laghman, Nangarhar, Parwan, Daikundi, Ghor, Wardak und Ghasni sowie Kabul. Die Hauptstadt-Provinz Kabul ist zwar bereits weitgehend im Übergabeprozess, doch fehlte bislang der Distrikt Surobi.
Diese Liste kann sich allerdings noch ändern, da die letzte Entscheidung bei Präsident Karsai liegt. Nach IDLG-Angaben will er die betroffenen Regionen auf der Regionalkonferenz zu Afghanistan in Istanbul am kommenden Mittwoch verkünden. Auch der Termin für die Bekanntgabe kann sich aber noch verschieben. In sieben Regionen hatte bereits im Juli die Übergabe begonnen.