40 Jahre nach der Tat: Erstmals Frau auf US-Terrorliste

Washington (dpa) - Die Geste ist hochsymbolisch, doch höchstwahrscheinlich folgenlos: Die US-Bundespolizei FBI hat erstmals eine Frau auf ihre Liste der meistgesuchten Terroristen gesetzt - 40 Jahre, nachdem sie einen Polizisten erschossen habe.

Nach Angaben der Behörde handelt es sich um die heute 65-jährige Afroamerikanerin Joanne Chesimard, die seinerzeit der linksradikalen Schwarzenorganisationen Black Panther Party angehört hatte.

Doch berechtigte Hoffnung, die Frau zu fassen, bestehen eigentlich nicht. Chesimard habe mittlerweile längst Asyl im sozialistischen Kuba gefunden, teilte das FBI am Donnerstag (Ortszeit) mit. Bereits seit Jahrzehnten lebe sie auf der Karibikinsel. Angeblich genieße die Genossin dort Sonderstatus, werde wie eine Prominente behandelt, berichteten US-Medien.

Auf Kuba führte das zu der Spekulation, die Fahndung ziele gar nicht auf Chesimard, sondern auf die Inselrepublik: Es solle verhindert werden, dass Kuba von der US-Liste der Länder, die Terrorismus unterstützen, gestrichen werde.

Bei der Entscheidung des FBI, die Frau nach so langer Zeit auf die Fahndungsliste zu setzen, könnte es sich aber auch einfach nach den Anschlägen von Boston um ein Signal an alle Terroristen und Sympathisanten handeln: Seht her, das FBI gibt niemals auf! Vollmundig betont Generalstaatsanwalt Jeffrey Chiesa: „Dies ist eine aktive Ermittlung und diese wird weitergehen, bis Chesimard gefasst ist.“

Chesimard, die laut FBI seinerzeit ein hohes Mitglied der Black Panther sowie der Black Liberation Army gewesen war, habe am 2. Mai 1973 im US-Staat New Jersey bei einer Verkehrskontrolle einen Polizisten erschossen. Sie sei damals wegen diverser Verbrechen gesucht worden, unter anderem wegen Bankraubs.

Die Black Panther machte in den politisch unruhigen Zeiten Anfang der 1970er Jahre weltweit Schlagzeilen: Ursprünglich eher als Bürgerbewegung ausgerichtet, setzte sie später auf bewaffneten Widerstand, Klassenkampf und auf die Lehren von Marx und Mao. Später spaltete sich die Black Liberation Army ab - Vorbild war der Befreiungskampf in der Dritten Welt.

Die Kämpferin Chesimard wurde zunächst 1977 gefasst und wenig später wegen Mordes verurteilt. Doch kaum zwei Jahre danach konnte sie aus dem Gefängnis entkommen und tauchte laut FBI in den Untergrund ab. Seit 1984 soll sie auf Kuba sein.

„Dieses Verbrechen wurde von Anfang an als einheimischer Terrorismus angesehen“, sagte Mike Rinaldi von der Polizei in New Jersey - obwohl der Terrorismus Anfang der 1970er Jahre im Vergleich zu heute eher noch in den Kinderschuhen streckte. Die FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen wurde erst nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingeführt. Prominentester Name darauf war Osama bin Laden.

„Dieser Fall ist heute genauso wichtig wie vor 40 Jahren“, meint Rinaldi. Wer Hinweise zu Chesimards Festnahme gebe, erhalte zwei Millionen Dollar Belohnung.