Analyse: G20 stehen vor großen Herausforderungen

Die Lage erinnert an die Zeit, als die Investmentbank Lehmann Brothers unterging.

Los Cabos. Die führenden Volkswirtschaften der Erde (G20) stehen bereit, einen Absturz der globalen Konjunktur wegen der Euro-Schuldenkrise zu verhindern. Unmittelbar vor dem G20-Gipfel in Mexiko am Montag und Dienstag kamen aus den Hauptstädten entschlossene Signale, die dafür nötigen Maßnahmen zu ergreifen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will am Montag unmittelbar vor Gipfelbeginn gemeinsam mit Finanzminister Wolfgang Schäuble im Badeort Los Cabos an der Pazifikküste landen. US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Wladimir Putin wollen sich am Rande des Gipfels zu einem Gespräch zurückziehen — dem ersten, seit der Russe zum zweiten Mal in den Kreml einzog. Wie auch mit dem chinesischen Staatschef Hu Jintao dürfte Obama die Krisenherde Syrien und Iran mit Putin beraten.

Gespannt verfolgten die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 (G20) die Wahlen in Griechenland. Das ohne Milliarden-Hilfe bankrotte Land ist über den auferlegten Spar- und Reformkurs gespalten. Eine drohende Staatspleite hätte unabsehbare Folgen für verschuldete Staaten wie Spanien und Italien sowie das globale Finanzsystem.

Eine ähnlich unkalkulierbare Kettenreaktion hatte es nach der Insolvenz von Lehman Brothers 2008 gegeben. Zwei Monate später kamen die G20 zusammen, um die Weltwirtschaft zu retten und erste Maßnahmen zu ergreifen, das Finanzsystem widerstandsfähiger zu machen.

Weltbankpräsident Robert Zoellick forderte die Mitglieder der Euro-Zone auf, schnell Reformen umzusetzen. „Europas Politiker handeln immer einen Tag zu spät und versprechen einen Euro zu wenig.“ Wenn Europa weiter so schwächele, werde es an globalem Einfluss verlieren. Neben der Euro-Schuldenkrise, mehr Mitteln für den Internationalen Währungsfonds für Krisenfälle sowie Konzepten für Wachstum und Beschäftigung dürfte auch über den Konflikt in Syrien gesprochen werden.

Nachdem sich Putin beim G8-Gipfel im Mai in Camp David von Regierungschef Dmitri Medwedew hatte vertreten lassen, kehrt er jetzt auf die internationale Bühne zurück. Russland kommt wie China eine Schlüsselrolle im Syrien-Konflikt zu. Beide haben ein Vetorecht im UN-Sicherheitsrat und lehnen einen Regimewechsel in Damaskus ab.