UN-Beobachter setzen Mission in Syrien aus - Drama in Homs

Damaskus/Beirut (dpa) - Die UN-Beobachter setzen ihre Mission in Syrien vorerst aus. Grund dafür sei die eskalierende Gewalt im Land, erklärte der Chef der Beobachtermission UNSMIS, der norwegische General Robert Mood.

Indessen verschlimmert sich die Lage von Zivilisten, die in vier Stadtteilen von Homs eingeschlossen sind, dramatisch. Mehr als 1000 Familien „haben nichts mehr zu essen und keinen Zugang zu ärztlicher Betreuung“, erklärte ein Mitarbeiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. „Menschen sterben dahin“, sagte er.

„In dieser überaus riskanten Situation setzt UNSMIS ihre Aktivitäten aus“, sagte Mood. Die Beobachter führten vorerst keine Patrouillen mehr durch. Die Aussetzung der Mission werde täglich überprüft, heißt es in der Stellungnahme des Generals weiter. Die mehr als 300 Mann starke, unbewaffnete Blauhelm-Mission ist seit April in dem arabischen Land. Sie soll eine von Syrien-Vermittler Kofi Annan mit den Konfliktparteien ausgehandelte Waffenruhe überwachen. Da jedoch weiter gekämpft wurde, dokumentierten die UN-Beobachter vor allem Massaker an Zivilisten, die Truppen und regimetreue Milizen Ende des Vormonats in der Provinz Homs begangen hatten.

Das syrische Außenministerium zeigte in einer ersten Reaktion „Verständnis“ für das Aussetzen der Beobachtermission. „Bewaffnete terroristische Gruppen“ hätten seit der Annahme des Annan-Plans ihre Angriffe verstärkt und selbst die UN-Beobachter attackiert, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums, die in Damaskus veröffentlicht wurde. Das Regime von Machthaber Baschar al-Assad schreibt allerdings immer wieder auch die von den eigenen Truppen und Milizen begangenen Gräueltaten „bewaffneten terroristischen Gruppen“ zu.

Syrien versinkt weiter in Chaos und Gewalt. Mindestens 27 Menschen, unter ihnen drei Frauen, seien bei Angriffen der Regimetruppen und bei Kämpfen mit den Aufständischen getötet worden, berichteten syrische Aktivisten. Allein zehn Menschen starben beim Beschuss der Stadt Homs. 15 Menschen seien in den Vorstädten von Damaskus, vor allem in Duma, getötet worden. Die Angaben lassen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen, weil die Führung in Damaskus eine Medienblockade verhängt hat.

Allein 200 Menschen in Homs seien verletzt und bedürften dringend medizinischer Hilfe, die sie vor Ort nicht erhalten könnten, teilte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die betroffenen Stadtteile Altstadt, Al-Chalidija, Dschurat al-Schiah und Kusur würden von Regimetruppen belagert und immer wieder beschossen.

Seit März 2011, als die Proteste gegen das Assad-Regime begannen, kamen nach Angaben von Aktivisten mehr als 14 000 Menschen ums Leben. Bei den meisten Opfern handele es sich um Zivilisten.