Euro-Abschied ist nicht vom Tisch
Das Wahlergebnis hilft weder Griechenland noch ganz Europa
Der knappe Vorsprung der Konservativen in Griechenland wird die weltweiten Ängste bei Politikern, Finanzleuten und Bürgern nicht zerstreuen. Normale Sparer, die ihr Geld nicht außerhalb der Euro-Zone anlegen können, werden angesichts des knappen Resultats zu Recht kaum beruhigt sein. Zu viel bleibt unklar.Die künftige Regierung — auch wenn die radikale Linke draußen bleibt — wird zwar nicht direkt das Ausscheiden aus dem Euro betreiben, aber mit dem Rest Europas hart um die Konditionen der Sanierung des Landes feilschen. Das wird unbequem.
Dazu zwingen die Regierenden schon die linken Wahlverlierer, die jederzeit über die Mobilisierung der Massen auf den Straßen Athens Druck aufbauen können. Skeptisch stimmt auch, dass voraussichtlich wieder jene Politiker das Sagen haben werden, die das finanzielle Dilemma Griechenlands verursacht haben. Auch Angela Merkel wird heute beim G-20-Treffen spüren, dass sich die Situation nicht entspannt hat: Das Ansinnen, sie möge ihren isolierten Kurs finanzpolitischer Vernunft verlassen, wird deutlich ausgesprochen werden.
Griechenlands Euro-Abschied ist nicht vom Tisch, höchstens verzögert. Wobei die Frage berechtigt ist, ob das Ausscheiden für die Griechen wirklich schlimm wäre. Sie erhielten eine schwächere Währung. Sie würden zwar viel Vermögen verlieren, für Importe mehr bezahlen müssen und etliche Monate oder sogar Jahre wirtschaftlich stark gebeutelt werden. Doch dann könnte eine Erholung einsetzen, weil wegen der günstigen Umtauschkurse Urlaub in Hellas genauso wie griechische Produkte für den Rest Europas konkurrenzlos preiswert würden.
Gefährlich wird der Euro-Ausstieg aus anderen Gründen: Nach dem Abschied würden die Griechen ihre Schulden nie zurückzahlen. Das wäre bitter für den Rest Europas, aber finanzierbar. Doch wenn andere Länder, etwa Spanien oder sogar Italien, sich ebenfalls verabschieden, würde das extrem teuer.
Am Ende bliebe womöglich nur eine Kern-Euro-Zone mit Deutschland, Frankreich und anderen eher nördlichen Ländern übrig. Diese stark gebeutelte Rumpf-Gemeinschaft wird sich dann selbstkritisch fragen, ob es nicht von Anfang an besser gewesen wäre, unter sich zu bleiben.