Ausmaß der Ebola-Epidemie in Liberia lässt offenbar nach

Genf (dpa) - In Liberia lässt das Ausmaß der Ebola-Epidemie offenbar nach. Erstmals seit Ausbruch der Seuche sei die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen dort rückläufig, sagte der Vizegeneraldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Bruce Aylward.

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Liberia ist das am stärksten von Ebola betroffene Land. Unterdessen rief Papst Franziskus die Staaten weltweit dazu auf, im Kampf gegen den Erreger alle nötigen Anstrengungen zu unternehmen. Die Bundesregierung erhöhte ihr Engagement und entsendete sechs Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) nach Westafrika.

LIBERIA: Die liberianische Regierung prüfe die Zahlen zwar noch, um eine Fehlinterpretation auszuschließen, sagte Aylward. Derzeit sehe es aber so aus, als ob sich der positive Trend bestätige. Offenbar sei es zuletzt gelungen, Infizierte erfolgreich zu isolieren und sichere Begräbnisse einzuführen. Dessen ungeachtet sei der Bedarf an Hilfe in Liberia wie in den Nachbarländern Sierra Leone und Guinea anhaltend groß. Vor allem fehle es nach wie vor an medizinischem Personal. 19 von insgesamt 56 geplanten Behandlungszentren könnten derzeit nicht besetzt werden, weil die nötigen Helfer fehlten.

FALLZAHLEN: Seit Ausbruch der Ebolaepidemie haben sich Aylward zufolge insgesamt mehr als 13 700 Menschen mit dem Virus infiziert. Die Zahl der Toten könne womöglich noch am Mittwoch auf über 5000 steigen. Die Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

PAPST: Papst Franziskus forderte die Staaten zu entschlossenem Handeln im Kampf gegen Ebola auf. „Ich möchte meine tiefe Sorge über diese unerbittliche Krankheit zum Ausdruck bringen“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. Das Virus treffe gerade in Afrika die ärmsten Menschen. Im Gebet sei er nahe bei den Betroffenen, den Ärzten, dem Pflegepersonal und allen Freiwilligen, die sich heldenhaft für die Kranken aufopferten.

MERKEL ÜBER HELFER: Die deutschen Helfer im Kampf gegen Ebola können sich im Fall einer Infektion auf einen Rücktransport und medizinische Behandlung in Deutschland verlassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: „Für uns ist wichtig, dass wir denen, die helfen, die Sicherheit geben: Wer sich ansteckt, bekommt eine vernünftige medizinische Behandlung.“ Die Helfer gingen mit einem hohen Risiko in die betroffenen Länder. „Falls sie sich infizierten sollte, was wir alle nicht hoffen, haben sie auch Rechtssicherheit (...) und eine Garantie für einen Rücktransport.“

THW-HELFER: Die Bundesregierung erhöht ihr Engagement in Westafrika. „Es kommt jetzt darauf an, den internationalen Einsatz gegen die Ebola-Epidemie zu verstärken. Deshalb wird auch das THW diesen Kampf vor Ort unterstützen“, teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mit. Vier THW-Helfer brachen nach Sierra Leone auf, zwei unterstützen die UN-Mission zur Bekämpfung der Epidemie in Ghana. Die Einsatzkräfte sollen vor allem bei der Logistik und Technik im medizinischen Bereich helfen. In Guinea ist bereits ein THW-Experte für die deutsche Botschaft im Einsatz.

MEHR HELFER NÖTIG: Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, hält weitere erhebliche Kraftanstrengungen zur Eindämmung der tödlichen Krankheit für notwendig. „Wir brauchen zusammengestellt aus lokalen Kräften und entsandten Kräften mehr an Freiwilligen“, sagte Lindner in Berlin bei einem Koordinierungstreffen mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier und humanitären Hilfsorganisationen.

QUARANTÄNE: Alle aus den von Ebola betroffenen Ländern zurückkehrenden US-Soldaten sollen künftig 21 Tage lang vorsorglich unter Quarantäne gestellt werden. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel unterzeichnete eine entsprechende Anordnung, wie Pentagonsprecher John Kirby in Washington mitteilte. Für zivile Ärzte und Krankenschwestern gilt die Anordnung nicht. US-Präsident Barack Obama hatte am Vortag Gesundheitsbehörden davor gewarnt, durch Quarantäneauflagen Ärzte vor einem Afrika-Einsatz abzuschrecken. Betroffene Ärzte und Krankenschwestern sollten zwar unter Beobachtung gestellt, aber nicht isoliert werden, solange sie keine Ebola-Symptome zeigten.

DIE USA UND KUBA: Nach Einschätzungen eines US-Funktionärs ist im Kampf gegen die Ebola-Epidemie eine Zusammenarbeit der beiden Erzrivalen USA und Kuba denkbar. Die amerikanische Regierung sei bereit, ihre Anstrengungen in Westafrika „mit den kubanischen medizinischen Hilfsmissionen“ zu koordinieren, sagte Nelson Arboleda, ein Vertreter der US-Gesundheitsbehörde CDC bei einer Konferenz in Havanna. Kuba schickte im Oktober mehr als 250 Ebola-Helfer nach Afrika. Die USA und Kuba unterhalten seit den 1960er Jahren keine offiziellen diplomatischen Beziehungen.