Ban Ki Moon fordert mehr Atom-Sicherheit

Tschernobyl (dpa) - UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat bei einer Besichtigung des vor 25 Jahren explodierten Atomreaktors Tschernobyl höhere Sicherheitsstandards für Nuklearanlagen gefordert.

Aus den „Tragödien“ in Tschernobyl und im japanischen Fukushima müssten Lehren für „substanziell höhere Standards“ gezogen werden. In Frage stellte er die umstrittene Energieform aber nicht. Auch der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, hielt am Mittwoch in Tschernobyl die Kernkraft grundsätzlich für „notwendig“. Auf einer Konferenz in Kiew sprachen sich die Teilnehmer für schärfere Sicherheitsvorkehrungen aus.

Er sei „tief bewegt“, den Unglücksort mit eigenen Augen zu sehen, sagte der UN-Generalsekretär. „Es ist eine Sache, von Tschernobyl zu hören oder zu lesen. Es ist eine völlig andere Erfahrung, es zu sehen“, sagte Ban Ki Moon. Der Reaktor vier des Kraftwerks war am 26. April 1986 bei einer misslungenen Notfallübung im laufenden Betrieb explodiert. Ein Feuer hatte die radioaktiven Teilchen kilometerweit in die Luft geschleudert. Die Strahlen-Wolke hatte sich bis weit nach Westeuropa ausgebreitet. Tausende starben an den Folgen.

Die Säuberungsarbeiten in der Sperrzone um den Reaktor dauerten noch mindestens ein Jahrzehnt, sagte der UN-Generalsekretär in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Ein Vierteljahrhundert nach dem Super-GAU wollen Vertreter von 50 Staaten dort über die Zukunft der Kernenergie beraten. Vor allem müssten die Anlagen auch sicherer gemacht werden gegen Angriffe von Terroristen, sagte Ban Ki Moon.

Die Umweltorganisation Greenpeace forderte die Teilnehmer-Länder auf, sich angesichts der schweren Katastrophen von der Atomenergie zu verabschieden. Es sei ein Fehlglaube, Atomkraft als preiswert und sauber zu bezeichnen. Sie sei extrem kostenaufwendig und gesundheitsschädlich, teilte die Organisation mit. Dennoch will die rohstoffarme und finanzschwache Ex-Sowjetrepublik Ukraine die Zahl ihrer Atomreaktoren in den nächsten Jahren mit russischer Hilfe auf über 40 fast verdreifachen.

Die ukrainische Führung hofft, während der bis Freitag angesetzten Tagung weitere Länder zu Geldspenden für den geplanten Schutzmantel um den Reaktor 4 zu bewegen. Bereits am Dienstag hatten die EU, die USA, aber auch Deutschland bei einer Geberkonferenz weitere 550 Millionen Euro für den Sarkophag bewilligt. Damit der 1,6 Milliarden teure Schutzmantel gebaut werden kann, fehlen noch mindestens 200 Millionen Euro. Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch zeigte sich zuversichtlich, dass der Sarkophag bis 2015 gebaut werden kann.

„Ich bin überzeugt, dass die fehlende Summe in der nächsten Zeit gesammelt wird“, sagte Janukowitsch. Er sicherte eine strenge Überwachung der Finanzen zu. In der Vergangenheit wurden immer wieder Vorwürfe laut, dass das seit 1992 geplante Jahrhundert-Projekt vor allem wegen der immensen Korruption in der Ukraine nicht vorankomme. Unklar ist auch, ob genügend Personal für den Bau des 29 000 Tonnen schweren Schutzmantels aus Metall gefunden wird. Mit 42 000 Quadratmetern ist das geplante Bauwerk nach Angaben von Greenpeace drei Mal so groß wie der Petersdom in Rom.