Bei Nato und EU laufen Vorbereitungen für die Zeit nach Gaddafi
Das Militärbündnis und die Europäer wollen dem Land den Weg in eine demokratische und stabile Zukunft ebnen.
Brüssel. „Mission accomplished” in Libyen? Das Unwort vom erledigten Auftrag, mit dem George W. Bush im Mai 2003 den Sturz Saddam Husseins feierte, nimmt bei der Nato im Hinblick auf das bevorstehende politische Ende des libyschen Machthabers Gaddafi niemand in den Mund.
Es herrsche „Genugtuung, kein Triumph”, vermelden Gewährsleute aus der Nato-Zentrale.
Anders als die USA in Husseins Reich hat die Nato nach eigenem Verständnis den Libyern nicht von außen den Regime-Wechsel aufgenötigt. Man habe lediglich dem klaren Willen der großen Mehrheit gegen den militärisch übermächtigen Apparat des Machthabers Geltung verschafft.
Das ist auch die Leitlinie, die auf internationaler Seite für den jetzt anstehenden Neuaufbau des Wüstenlandes ausgegeben wird: Die Libyer müssen es machen. Man müsse und werde die Rebellenbewegung und ihre derzeitige Führung, den nationalen Übergangsrat (NTC), weiter unterstützen. Aber, erklärt Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, das neue Libyen sei Sache des libyschen Volkes.
Bis auf weiteres fühlt sich das Bündnis aber weiter dem UN-Mandat verpflichtet, die Einhaltung des Flugverbots und des Waffen-Embargos durchzusetzen. Auch nach dem Fall von Tripolis sei mit versprengten Trupps Gaddafi-Getreuer zu rechnen, heißt es.
Logistische Unterstützung will man den „Kräften des neuen Libyen” ebenfalls leisten. Die größte Sorge, die Nato wie Europäische Union (EU) derweil umtreibt, ist: Wie einig, wie friedlich und wie demokratisch wird die bunte Schar der Rebellen noch sein, wenn das einzige gemeinsame Ziel — weg mit Gaddafi — erreicht ist?
Die EU lobt den Übergangsrat für seine „sehr verantwortliche und geschlossene Haltung”. Das ist aber mehr Hoffnung als Zustandsbeschreibung. „Das größte Risiko ist, dass die sich beim NTC jetzt untereinander bekämpfen”, heißt es bei der Nato.