Bin Laden-Tötung wird verfilmt: Wahlkampfhilfe aus Hollywood?
Obama-Lager gab geheime Informationen an Regisseurin.
Washington. Sein Vorsprung gegenüber dem republikanischen Spitzenkandidaten Mitt Romney schrumpft. Nun ist US-Präsident Barack Obama offenbar bereit, tief in die Trickkiste zu greifen, um in der Wählergunst nicht weiter abzusacken. Nach Darstellung der Organisation „Judicial Watch“ hat das Weiße Haus der Hollywood-Regisseurin Kathryn Bigelow streng geheime Informationen über die Kommando-Aktion gegen Al Kaida-Chef Osama bin Laden zur Verfügung gestellt.
Am 2. Mai 2011 stürmten Mitglieder der Navy Seals, eine Eliteeinheit der US-Marine, mitten in der Nacht ein Haus in Pakistan und erschossen Osama bin Laden. Bigelow dreht nun einen mit Spannung erwarteten Film über die Aktion.
Obwohl das US-Militärrecht die Preisgabe der Namen der Seals streng verbietet, sahen Obamas Wahlkampfstrategen offenbar eine Chance, aus der Verfilmung politisches Kapital zu schlagen. Der Regisseurin wurde nicht nur ein Interview mit dem Kommandoführer gewährt. Auch durfte sie Vier-Augen-Gespräche mit Obamas Anti-Terrorchef und dem stellvertretenden nationalen Sicherheitsberater führen. Zwar betonte ein Sprecher des Vertedigungsministers, es sei nicht ungewöhnlich, dass die Regierung mit Filmproduzenten zusammenarbeite. Auf Kritik stößt aber insbesondere das Interview mit dem Kommandoführer. Um mögliche Vergeltungsaktionen gegen Mitglieder der Seals oder deren Familien zu verhindern, soll die Identität der Elitesoldaten eigentlich geheim bleiben.
Die Premiere des Films sollte ursprünglich am 12. Oktober sein, also wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl. Nachdem das Romney-Lager aber dem Weißen Haus vorwarf, das Thema zum politischen Vorteil nutzen zu wollen, erklärte sich das Filmstudio Sony Pictures bereit, den Streifen erst im Dezember, also nach der Wahl freizugeben.