Chirac vor Gericht: Systematisch verzögert

Es ist eine grausame Parallele: Jacques Chirac wird im selben Gerichtssaal der Prozess gemacht, in dem das blutrünstige Revolutionstribunal einst die Enthauptung Marie-Antoinettes anordnete. Angst muss der Ex-Präsident deshalb jedoch nicht haben.

Im Gegenteil: Sollte er überhaupt verurteilt werden, wird er allenfalls mit einer symbolischen, sprich milden, Strafe davonkommen.

Weil systematisch vertuscht und verzögert wurde, kommt der Prozess mindestens zehn Jahre zu spät. Die juristische Aufarbeitung der Scheinjob-Affäre im Pariser Rathaus ist wahrlich kein Ruhmesblatt für die französische Justiz. Aber das Volk macht kaum Aufhebens: Chirac gilt in Umfragen immer noch als der mit Abstand beliebteste Politiker.