Dutzende Tote bei Selbstmordanschlägen in Beirut
Beirut (dpa) - Bei den blutigsten Selbstmordanschlägen seit Jahren sind im Libanon mindestens 40 Menschen getötet und mehr als 180 weitere verletzt worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus libanesischen Gesundheitskreisen.
Die Attacken zweier Täter ereigneten sich in dem dicht besiedelten südlichen Beiruter Stadtteil Burdsch al-Baradschneh, wo die radikal-islamische Schiitenpartei Hisbollah stark ist. Im Internet kursierte am Abend ein Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), das zunächst nicht verifiziert werden konnte.
Nach Angaben der offiziellen Nachrichtenagentur NNA kam es im Abstand von fünf Minuten und 150 Metern voneinander zu den schweren Explosionen. Nach Informationen des Fernsehsenders LBC waren insgesamt vier Selbstmordattentäter in der Gegend unterwegs, einer sei jedoch geflüchtet, ein weiterer getötet worden, bevor er seinen Sprengsatz zur Detonation bringen konnte.
Hisbollah-Mitglieder und libanesische Soldaten forderten nach den Attacken die Menschen auf, das Gebiet zu verlassen. Krankenhäuser riefen zu Blutspenden auf.
Ministerpräsident Tammam Salam erklärte den Freitag zum Trauertag, an dem der Opfer gedacht werden solle. Führende Politiker riefen die Libanesen zur Einheit auf.
In sozialen Medien tauchte eine für die IS-Miliz typische Erklärung auf, in der sich Dschihadisten zu den Anschlägen bekannten. „Soldaten des Kalifats“ hätten ein mit Sprengstoff beladenes Motorrad nahe einer Moschee zur Explosion gebracht, hieß es unter anderem. Die in dem Schreiben genannten Fakten waren zuvor bereits von arabischen Medien verbreitet worden.
In den vergangenen zwei Jahren hat es bereits ähnliche Anschläge in südlichen Beiruter Bezirken gegeben. Der Libanon steckt auch wegen des syrischen Bürgerkriegs in einer schweren politischen Krise. Hisbollah-Milizionäre kämpfen im Nachbarland an der Seite des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Libanesische Sunniten unterstützen wiederum die Rebellen. Erschwert wird die Situation durch die mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien, die großteils unter schlimmen Bedingungen im Zedernstaat leben.