Ein Bentley als Dienstwagen: Chinas Militärelite und der Hang zum Luxus
Im Internet kursieren Fotos von Nobelkarossen, die hochrangigen Militärs gehören sollen. Das sorgt für Unmut.
Peking. Die Sonne scheint in Peking. Passanten flanieren über Bürgersteige im Zentrum der Stadt. Vor einem großen Kaufhaus steht ein teures Luxusauto. Einige Menschen bleiben kurz stehen. Sie interessieren sich wenig für das Auto, dafür mehr für das Nummernschild. Denn es ist weiß — das Zeichen für Wagen des chinesischen Militärs.
Im Internet wird das chinesische Militär derzeit harsch kritisiert. Obwohl Staats- und Parteichef Xi Jinping eigentlich der Verschwendung bei öffentlichen Stellen den Kampf angesagt hat, tauchen auf Onlineplattformen ständig Fotos von Luxuskarossen mit den verräterischen weißen Nummernschildern auf.
Zumindest offiziell wird den Luxuskarossen beim Militär nun der Kampf angesagt. Bis heute sollen alle Nummernschilder der Militärautos getauscht werden, teilte Chinas Verteidigungsmini-sterium mit. Autos wie Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen Phaeton oder Porsche sollen dann keine weißen Militärnummernschilder mehr bekommen. „Das Militär muss zuerst die Korruption auf Rädern bekämpfen, bevor es seine Fähigkeit verbessern kann, unser Land zu verteidigen“, hieß es in einem Kommentar der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
Aber Experten zweifeln, ob das wirklich dauerhaft die teuren Militärautos verbannt. „Sie wurden in den vergangenen Jahrzehnten schon fünf Mal verboten, aber tauchten danach trotzdem wieder auf. Dieses Mal wird es genauso sein“, sagt Professor Chen Jierong von der Sichuan Universität im Südwesten Chinas. Selbst ein Professor der renommierten chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften geht mittlerweile mit den luxusverliebten Soldaten hart ins Gericht. Im Netz fragten viele, ob die Wagen wirklich nur für die Arbeit genutzt würden und warum überhaupt ein Militär so ein teures Dienstauto brauche.
Professor Chen Jierong geht sogar einen Schritt weiter. Seiner Einschätzung nach haben Militärs aus den Luxuskarossen mit den weißen Nummernschildern ein eigenes Geschäft gemacht.
Sie vermieten ihre Wagen demnach für umgerechnet etwa 100 000 Euro im Jahr an Menschen aus der Wirtschaft. „Dafür bekommen die Geschäftsleute viele Vorteile. Sie können etwa den Eindruck vermitteln, dass sie sehr gute Beziehungen zum Militär pflegen. Das passiert nicht nur in Peking, sondern auch in anderen Städten“, sagt er.