Italiens Regierungschef bei Merkel: Lettas heikle Europa-Mission
Neuer Regierungschef besucht Berlin, Paris und Brüssel.
Berlin. Warme — aber klare Worte: Gleich bei ihrer ersten Begegnung steckten Italiens neuer Regierungschef Enrico Letta und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) freundlich, aber selbstbewusst ihre Fronten ab. Hier Merkel, die die Haushalte streng konsolidieren will und im Sparen keinen Gegensatz zum Wachstum sieht. Dort Letta, der Deutschland als wichtigsten Partner Roms beschwört und zugleich klar macht: Italien hat schon schmerzhaft gespart und braucht keine dauerhaften Ermahnungen.
Kaum hatte Letta das zweite Vertrauensvotum für seine große Koalition in Rom einkassiert, startete der 46-jährige Linksliberale am Dienstag seine „Mission Europa“. Erste Station: Berlin. Danach Paris und Brüssel. Letta versichert, dass er eine Politik im „höchsten Einverständnis mit der deutschen Seite“ machen wolle: „Europa hat immer Ergebnisse gezeigt, wenn Deutschland und Italien gemeinsam voranschritten, Seite an Seite.“
Merkel wünschte dem neuen Regierungschef eine „wirklich glückliche Hand“ zum Wohle Italiens, der Beziehungen beider Länder sowie Europas. Dann machte sie wieder deutlich: Haushaltskonsolidierung und Wachstum seien keine Gegensätze. Jedes Land müsse seine Hausaufgaben machen. Auch Italien.
Wie schon sein Vorgänger Mario Monti nach seinem Amtsantritt Ende 2011 will der neue Hoffnungsträger der italienischen Politik in den Schaltzentralen der Macht in Europa sofort Akzente setzen: „Ohne Europa verlieren wir alles“, hatte Letta in seiner Regierungserklärung beschwörend in den Parlamentssaal gerufen. Was das in einer Schuldenkrise steckende Italien dabei vor allem dringend brauche, das seien Wachstumsimpulse.
Nach den Gesprächen mit Merkel in Berlin stand im Pariser Élysée-Palast bei François Hollande der einfachere Teil der Reise für Letta an. Schon der frühere EU-Kommissar Monti hatte sich mit Paris verbündet, um eine Achse für Wachstumsimpulse zu bilden. Mit dem neuen Mann in Rom sei Hollande jetzt in Europa weniger isoliert, meinte dessen Europa-Minister Thierry Repentin bereits.