Eine widersprüchliche Wahl

Europas Schicksal entscheidet sich in Athen

In Griechenland hätten sich beinahe die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Die Bürger haben beim ersten Stimmungstest seit Ausbruch der Krise die beiden großen Parteien, die in den vergangenen 40 Jahren abwechselnd regierten, zwar stärker abgestraft als erwartet. Doch es wird wohl für eine Koalition reichen. Dennoch sind die kleinen, radikalen linken und rechten Parteien, die im Wahlkampf gegen den Sparkurs ins Feld zogen, die eigentlichen Sieger dieser Wahl.

Trotzdem bleibt dem Land eine schwierige Regierungsbildung erspart. Gleichzeitig scheint die Fortsetzung der Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern möglich. Das Wahlergebnis ist widersprüchlich. Die konservative Nea Dimokratia und die sozialistische Pasok erhielten den Denkzettel für ihre Politik, die das Land in den vergangenen vier Jahrzehnten an den Rand des Abgrunds brachte.

Sie allein garantieren aber die Fortsetzung des Sparkurses und damit den Weg aus der Krise. Sollten sich die großen Parteien jetzt nicht zusammenreißen, werden die Sanierungsgegner doch noch zum Zünglein an der Waage. Schon ein Aufweichen der mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Reformen aber würde den Geldfluss versiegen lassen. Athen stünde erneut am Rande der Staatspleite. Am Ende könnte das Land sogar die Euro-Zone verlassen — mit ungewissen Folgen für die Gemeinschaftswährung und die Idee der europäischen Einigung.