Erstmals seit Juli wieder deutscher Soldat verwundet

Kundus/Brüssel (dpa) - Erstmals seit mehr als sieben Monaten ist in Afghanistan wieder ein deutscher Soldat verwundet worden. Beim Sturm eines Taliban-Verstecks am Rande der nordafghanischen Stadt Kundus wurden laut Polizei außerdem vier Aufständische und zwei Beamte einer Sondereinheit getötet.

Indessen verzögert sich die Planung der Nato für die künftige Militärpräsenz in Afghanistan wegen politischer Differenzen und ungeklärter Fragen. Das bestätigten Bündnis-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière am Rande eines Nato-Ministertreffens in Brüssel.

Die Bundeswehr teilte mit, der am frühen Morgen verletzte deutsche Soldat sei außer Lebensgefahr. Deutsche Soldaten der Nato-geführten Internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf hätten eine afghanische Operation begleitet. Dabei sei die Gruppe von Aufständischen angegriffen worden. Der verletzte Bundeswehrsoldat werde im Einsatzlazarett in Masar-i-Scharif behandelt. In Afghanistan operieren Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.

Der Sprecher der Polizei in der Provinz Kundus, Sayed Sarwar Hussaini, sagte, drei Aufständische seien gefangen genommen worden. Die afghanischen Polizisten seien von „Spezialkräften der deutschen Armee“ unterstützt worden. Unter den getöteten Taliban seien zwei kürzlich aus Pakistan eingetroffene Anführer und ein örtlicher Kommandeur. Die Gefechte hätten vier Stunden gedauert. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen.

Zuletzt waren am 4. Juli 2012 bei einem Angriff auf eine Patrouille südlich von Kundus-Stadt zwei deutsche Soldaten verwundet worden. Gefallene hat Deutschland am Hindukusch seit mehr als 20 Monaten nicht mehr zu beklagen. Am 2. Juni 2011 war in der an Kundus angrenzenden Provinz Baghlan ein Bundeswehr-Soldat bei einem Sprengstoffanschlag getötet worden.

Kundus gehört zum deutsch geführten Regionalkommando Nord der Isaf mit Sitz in Masar-i-Scharif. Dort gab Bundeswehr-General Erich Pfeffer das Regionalkommando an General Jörg Vollmer ab. Vollmer führt auch das deutsche Kontingent der Schutztruppe.

Pfeffer sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Sicherheitslage in der Region habe sich im vergangenen Jahr insgesamt verbessert. „In sechs von neun Provinzen war die Lage zuletzt ausgesprochen ruhig. Hier hat bereits die afghanische Polizei die Führungsrolle. Die Sicherheitsoperationen unter Führung des afghanischen Militärs konzentrieren sich auf drei Provinzen, und auch hier auf wenige Distrikte.“ Der Isaf-Einsatz läuft Ende 2014 aus.

Die Nato plant den Einsatz von Militärausbildern und -beratern vom 1. Januar 2015 an. Hauptgrund für Verzögerungen sei die Ungewissheit über die Stärke der US-Beteiligung, sagten Diplomaten in Brüssel. In Nato-Kreisen hieß es, die USA hätten durch einen Sondergesandten von US-Präsident Barack Obama den Verbündeten mitgeteilt, sie wollten „Tausende, nicht Zehntausende“ Soldaten bereitstellen. Die Präsenz der USA gilt als wesentlich für die Entscheidung der anderen Verbündeten.

Ursprünglich wollte Rasmussen beim Februar-Treffen der Minister eine Entscheidung für die Ausbildungsmission „Resolute Support“ (Entschlossene Unterstützung). „Ich erwarte abschließende Entscheidungen über Größe und Umfang der von der Nato geführten Trainingsmission in den kommenden Monaten“, sagte er. De Maizière forderte, nach dem Abzug der Isaf-Kampfsoldaten bis Ende 2014 müsse die weitere Militärpräsenz „so auskömmlich sein, dass das, was über zehn, zwölf Jahre erreicht worden ist, nachhaltig gesichert wird“.