Bundeswehr soll für Nato neues Hauptquartier aufbauen
Standort für das neue Planungs- und Führungszentrum könnte die Region Köln-Bonn werden.
Brüssel/Köln. Im Zuge der Aufrüstung der Nato gegen Russland soll die Bundeswehr ein neues Kommandozentrum für schnelle Truppen- und Materialtransporte aufbauen. Die Bündnisstaaten haben sich offensichtlich grundsätzlich darauf verständigt, ein entsprechendes Angebot von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) anzunehmen. Andere Kandidaten für das Planungs- und Führungszentrum gibt es demnach nicht. Standort für das neue Planungs- und Führungszentrum in Deutschland könnte die Region Köln-Bonn werden. Dort haben schon heute die Streitkräftebasis und das Streitkräfteamt der Bundeswehr ihren Sitz.
Die offizielle Entscheidung soll bei einem Nato-Verteidigungsministertreffen in der kommenden Woche verkündet werden. Ein zweites neues Hauptquartier wird den aktuellen Planungen zufolge in den USA aufgebaut. Es soll die Luft- und Seewege zwischen Nordamerika und Europa über den Atlantik sichern.
„Wir brauchen eine Kommandostruktur, die sicherstellen kann, dass die richtigen Truppen am richtigen Ort sind — mit der richtigen Ausrüstung und zur richtigen Zeit“, hatte zuletzt Generalsekretär Jens Stoltenberg zum Thema gesagt. Nur so könne in Europa eine glaubwürdige Abschreckung sichergestellt werden.
Mit der Stärkung ihrer Kommando- und Streitkräftestruktur reagiert die Nato vor allem auf die als aggressiv wahrgenommene Politik Russlands. Im Zuge der Entspannungspolitik waren die Strukturen in den vergangenen Jahrzehnten enorm reduziert worden. Von den zeitweise mehreren Dutzend Hauptquartieren sind nach Nato-Angaben heute nur noch sieben übrig. Die Personalstärke sank von deutlich mehr als 20 000 Soldaten auf deutlich unter 10 000.
Nun soll wieder aufgestockt werden, weil die derzeitige Struktur nicht mehr als ausreichend für die aktuelle Sicherheitslage angesehen wird. In einem als geheim eingestuften Nato-Bericht äußern Militärs Zweifel daran, ob die Allianz derzeit angemessen und schnell genug auf einen russischen Überraschungsangriff reagieren könnte. Vor allem östliche Bündnispartner halten ein solches Szenario nach den Ereignissen in der Ukraine nicht für völlig ausgeschlossen. Dort unterstützt Russland seit 2014 pro-russische Separatisten und hat sich die Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibt.
Besonderheit des neuen Hauptquartiers soll sein, dass es nicht in die bestehende Nato-Kommandostruktur integriert wird. Dies könnte es ermöglichen, das Personal und die Fähigkeiten auch für nationale Übungen und Einsätze außerhalb des Bündnisses zu nutzen. Laut Angaben aus Nato-Kreisen könnten mehrere Hundert neue Dienstposten geschaffen werden.
Das Bundesverteidigungsministerium wollte sich gestern lediglich allgemein zu den laufenden Planungen äußern. „Die mögliche Einrichtung eines Nato-Einsatzunterstützungskommandos ist Teil der laufenden Anpassung der Nato“, sagte ein Sprecher.
Die Linken forderten die Bundesregierung auf, das Vorhaben nicht umzusetzen. dpa