Festnahmen in Brüssel: Terrorverdächtiger weist Vorwürfe zurück

Brüssel (dpa) - Mindestens einer der beiden kürzlich in Belgien verhafteten Terrorverdächtigen weist die Vorwürfe gegen ihn zurück. Der 27-jährige Mohamed K. beteuere, er sei nicht radikalisiert, berichtete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf dessen Anwalt Xavier Carrette.

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Sein Klient habe keine juristische Vorgeschichte, erklärte der Anwalt. Die Staatsanwaltschaft stuft einen der Verhafteten als Täter oder Mittäter einer Terrorgruppe ein.

Nach Medienberichten ist damit Mohamed K. gemeint. Die zweite Person gilt als Drahtzieher und soll islamistische Komplizen für Terrorakte angeworben haben. Laut der Zeitung „La Dernière Heure“ handelt es sich dabei um den 30-jährigen Saïd S.

Beide Männer kommen nach Medienberichten aus dem Brüsseler Stadtteil Anderlecht und sind Mitglieder des Brüsseler Motorrad-Clubs „Kamikaze Riders“, dessen Anhänger in sozialen Netzwerken zum Teil mit antisemitischen Parolen aufgefallen sind. Saïd S. soll der Chef des Clubs sein. Laut dem Rundfunksender RTBF ist er als radikaler Prediger bekannt. Die zwei Männer wurden bei Polizeiaktionen am Sonntag und Montag festgenommen.

Bei einem der Verhafteten wurden laut RTBF Propagandamaterial der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie Ausrüstungsgegenstände für das Kampfspiel „Airsoft“ gefunden. Dabei treten die Spieler mit nachgemachten Waffen und Plastikkugeln gegeneinander an. RTBF mutmaßte, dass es sich in diesem Fall um Übungsmaterial für reale Anschläge gehandelt haben könnte.

Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren während der Feierlichkeiten zum Jahresende Anschläge an mehreren „symbolträchtigen Orten“ Brüssels geplant. Bei den Hausdurchsuchungen am Sonntag und Montag wurden aber weder Waffen noch Sprengstoff gefunden. Einen Zusammenhang zu den Pariser Terroranschlägen vom 13. November mit 130 Todesopfern gibt es laut Staatsanwaltschaft nicht.

Ob die Gefahr von Anschlägen in der Silvesternacht nach den Polizeiaktionen abgewendet ist, blieb zunächst unklar. Bürgermeister Yvan Mayeur wollte am Mittwochabend auf Grundlage einer neuen Bedrohungsanalyse entscheiden, ob das Brüsseler Feuerwerk stattfinden kann.

Auch die Polizei in der belgischen Hauptstadt gilt als Ziel und hat ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Ende November war in Brüssel das öffentliche Leben wegen Anschlagsgefahr zeitweise zum Erliegen gekommen. In Belgien herrscht derzeit die zweithöchste von vier Terrorwarnstufen. Damit gilt die Bedrohung durch einen Anschlag als „möglich und wahrscheinlich“.

Die belgische Polizei schrieb am Mittwoch auch vier verurteilte Mitglieder der Islamisten-Organisation Sharia4Belgium zur Fahndung aus. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte auf Anfrage, die neuen Aufrufe hätten nichts mit den aktuellen Ermittlungen zu Anschlagsdrohungen zu tun.

Im Brüsseler Stadtteil Molenbeek, der als Rückzugsort für Islamisten in Verruf gekommen ist, gab es zwei Hausdurchsuchungen, wie RTBF unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Eine davon stand demnach im Zusammenhang mit den Paris-Attentaten.