Russische Luftschläge in Syrien sollen Zivilisten getötet haben

Damaskus/Washington/Bagdad (dpa) - Ein Drittel der Todesopfer der russischen Luftangriffe in Syrien sind nach Angaben von Menschenrechtlern Zivilisten.

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Seit Beginn des Bombardements in dem Bürgerkriegsland Ende September seien mehr als 2300 Menschen gestorben, darunter knapp 800 Unbeteiligte, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Zu den zivilen Opfern zählen demnach auch 180 Kinder. Die Beobachtungsstelle sitzt in Großbritannien, bezieht ihre Informationen aber aus einem dichten Informantennetz vor Ort und gilt als gut informiert und zuverlässig.

Den Angaben zufolge starben bei den Luftangriffen auch etwa 650 Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie mehr als 900 gemäßigte und radikale Rebellen. Russland startete die Angriffe mit dem offiziellen Ziel, den IS zu bekämpfen, spricht nun aber davon, die Luftschläge würden „Terrorgruppen“ gelten. Der Westen und syrische Aktivisten werfen Moskau vor, die meisten Luftangriffe richteten sich gegen andere Gegner von Machthaber Baschar al-Assad.

Aus der Mitteilung der Menschenrechtler geht allerdings nicht genau hervor, wie diese russische Luftangriffe von denen anderer Staaten unterscheiden konnten. Neben den Russen fliegen auch eine US-geführte Koalition sowie das Regime Angriffe in Syrien.

Auch die USA warfen Russland tödliche Luftangriffe auf Zivilisten vor. Der stellvertretende Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, sprach am Dienstag (Ortszeit) in Washington von „Hunderten getöteten Zivilisten.“ Es habe unter anderem Angriffe auf medizinische Einrichtungen gegeben. Außenminister John Kerry habe sich in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow besorgt darüber geäußert.

Vor einigen Tagen hatte Russland einen Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International über Angriffe auf Zivilisten als „Fälschungen“ zurückgewiesen.

Saudi-Arabien und die Türkei, die zu den schärfsten Assad-Gegnern gehören, streben inzwischen eine enge strategische Zusammenarbeit an. Beide Staaten kündigten am Dienstag die Gründung eines gemeinsamen Rates an, der sich unter anderem mit Sicherheitsfragen sowie verstärkter Kooperation in verschiedenen Bereichen befassen soll.

Im Irak stimmten Ministerpräsident Haidar al-Abadi und der Präsident der kurdischen Autonomiegebiete im Norden des Landes, Massud Barsani, nach Angaben von Al-Abadis Büro darin überein, dass die von der Türkei im Irak stationierten Truppen das Land sofort verlassen müssten. Das geht aus einer Mitteilung Al-Abadis vom Mittwoch hervor. Hintergrund des Streits zwischen dem Irak und der Türkei ist die Stationierung von türkischen Soldaten und Panzern im Nordirak - diese verletzen nach Ansicht Bagdads die irakische Souveränität.

Al-Abadi hatte am Montag seinen größten militärischen Erfolg gegen die IS-Terrormiliz gefeiert, als er die Befreiung weiter Teile der Provinzhauptstadt Ramadi von den Dschihadisten verkündete.