Flüchtlingstragödie: Tote vor Italiens Küste
Brindisi/Rom (dpa) - Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Mindestens drei Menschen sind vor der Adriaküste in Süditalien ums Leben gekommen, als ein überladenes Segelboot mit Dutzenden Immigranten an Bord Schiffbruch erlitt.
Die Küstenwache konnte 43 Immigranten retten.
Rund 30 weitere wurden am Sonntag noch vermisst. Die Hilfskräfte befürchteten, dass noch weit mehr Menschen gestorben sind. Bei den Überlebenden handelt es sich nach Informationen der Behörden um Männer aus Afghanistan, dem Irak und Bangladesch - darunter auch vier Minderjährige. Sie waren vor fünf Tagen auf dem zehn Meter langen Segelboot „Gloria“ von der Türkei aus aufgebrochen. Bei starkem Wind und schwerer See erlitten sie am Samstagabend vor der apulischen Küste bei Brindisi Schiffbruch.
Wie die zuständige Küstenwache von Brindisi der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, mussten neun der Geretteten noch ärztlich versorgt werden. Sie erlitten Schürfwunden und Knochenbrüche, als ihr Segelboot gegen die Felsküste prallte. Die Rest des zerstörten Bootes seien inzwischen bei Torre Santa Sabina nördlich von Brindisi sichergestellt worden.
„Die Anzahl der Vermissten kann bisher nur geschätzt werden“, sagte ein Sprecher der Küstenwache. Die Behörden seien noch dabei, mit Hilfe von Dolmetschern die Überlebenden zu befragen, um die ursprüngliche Anzahl der Flüchtlinge auf dem Segelboot festzustellen. Die Verständigungsschwierigkeiten seien jedoch enorm, da die meisten der Immigranten unbekannte Dialekte sprächen.
Drei Motorboote, zwei Helikopter, Taucher sowie zahlreiche Polizeieinheiten an Land waren am Sonntag noch im Sucheinsatz. Die Überlebenden hätten von rund 70 Passagieren gesprochen, berichteten italienische Medien. Da das Segelboot in der Nähe der Küste gekentert sei, hofften die Retter dennoch, dass sich die Menschen selbst in Sicherheit bringen konnten.
Die Suchtrupps der Polizei griffen beispielsweise an Land zwei Überlebende auf, die unverletzt, aber schwer erschöpft von den Strapazen der Reise und des Schiffbruchs waren, berichteten italienische Medien.
Italien ist als europäischer Mittelmeer-Anrainerstaat seit Jahren Anlaufpunkt für Flüchtlinge, die über die gefährliche Route über das Meer Europa erreichen wollen. Ziele waren bislang vor allem die winzige süditalienische Felsinsel Lampedusa sowie Sizilien. Immer wieder kam es dabei zu Flüchtlingstragödien. Im April 2011 etwa ertranken beim Kentern eines libyschen Flüchtlingsschiffes vor Lampedusa bis zu 250 Menschen.