Frankreichs Sozialisten küren Sarkozys Gegner
Das Rennen ums Präsidentenamt ist eröffnet. Sechs Kandidaten sind im Rennen.
Paris. Was die SPD gerade nur vorsichtig angedacht hat, wird bei der französischen Schwesterpartei an diesem Wochenende umgesetzt. Vor der Präsidentschaftswahl im Mai 2012 organisieren die Sozialisten erstmals offene Vorwahlen, um ihren besten Kandidaten zu finden. Der Gewinner darf sich Hoffnung machen, den konservativen Staatschef Nicolas Sarkozy zu beerben. Der 56-Jährige steckt seit Monaten im Umfragetief.
Bei den Vorwahlen orientiert sich die Parti Socialiste (PS) am Vorbild der USA. Jeder Franzose, der sich zu den Werten der Linken bekennt, kann gegen eine symbolische Teilnahmegebühr von einem Euro dabei sein. Die Sozialisten erwarten bis Sonntagabend bis zu zwei Millionen Menschen in den knapp 10 000 Wahllokalen. Sechs Kandidaten stehen zur Wahl, darunter Ex-Parteichef François Hollande und Nachfolgerin Martine Aubry.
Als Top-Favorit gilt Hollande. Der 57-Jährige führt eine engagierte Kampagne in eigener Sache. Im Wahlkampf versprach er 60 000 neue Stellen für den Bildungsbereich und kostspielige Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Dass dies selbst von Parteifreunden kritisiert wurde, schadete nicht.
Die 2008 an die Parteispitze gewählte Politikerin könnte zur großen Verliererin werden. Die 61-Jährige hatte erst im Juni ihre Teilnahme an den Vorwahlen erklärt. Kurz zuvor war Dominique Strauss-Kahn in New York über eine Sexaffäre mit einem Zimmermädchen gestürzt. Der bisherige Chef des Internationalen Währungsfonds galt als aussichtsreichster Kandidat, um Sarkozy aus dem Elysée-Palast zu vertreiben. Aubry hatte mit ihm vereinbart, nicht gegeneinander anzutreten. Sie schien sich damit abgefunden zu haben, nicht in den Wahlkampf zu ziehen.
Nach Strauss-Kahns Fall gilt die Tochter von Ex-EU-Kommissionspräsident Jacques Delors als „Kandidatin wider Willen“. Sie muss hoffen, dass Hollande unter 50 Prozent bleibt. Dann gibt es eine Stichwahl. Die anderen vier Kandidaten gelten als chancenlos — auch Hollandes Ex-Lebensgefährtin Ségolène Royal, die 2007 gegen Sarkozy verlor.
Das Lager Sarkozy beobachtet die Vorwahlen mit Frust und Neid. Weil die Sozialisten von den Medien so viel Aufmerksamkeit bekommen, hat sich ein Vertreter der Regierungspartei UMP sogar bei der Rundfunk-Aufsichtsbehörde beschwert.