Türkei schafft den Rock-Zwang im Parlament ab
Weibliche Abgeordnete dürfen in Zukunft Hosen tragen — damit sich die Herren anständig benehmen.
Ankara. Der Frauenanteil ist im türkischen Parlament zwar mit 14 Prozent relativ niedrig, dennoch haben die weiblichen Abgeordneten am Freitag die tragende Rolle gehabt. Denn im hohen Haus dürfen die Frauen ab sofort in Hosen zur Arbeit erscheinen — das war bis jetzt per Kleiderordnung verboten.
Wie türkische Medien berichten, nahmen die Frauen diese Entscheidung mit Erleichterung auf. Mehrfach hatten sie sich beschwert, dass ihnen männliche Kollegen beim Treppensteigen unter den Rock geschaut hätten. Zudem seien Hosen bei langen Sitzungen deutlich bequemer, da man nicht permanent auf eine unverfängliche Haltung achten müsse.
Beschleunigt wurde die Abschaffung des Rock-Zwangs durch den Parlamentseinzug der arm- und beinamputierten Abgeordneten Safak Pavey. Sie war bislang genötigt, ihre Beinprothese offen zu zeigen.
Kleidervorschriften sind immer wieder Reizthema in politischen Parlamenten. So wurde in der russischen Duma in diesem Jahr ein Minirock-Verbot erlassen — die Damen sollen damit zu mehr Tugendhaftigkeit in der Politik beitragen. Im deutschen Bundestag wurde erst im Sommer hitzig, aber erfolglos über die Einführung eines Krawatten-Zwangs debattiert. In Spanien gibt es ihn bereits — und auch eine Initiative dagegen. Das Argument: Ohne Schlips könne man sich luftiger kleiden. Das schone die Umwelt und spare Energie, da die Klimaanlage runtergefahren werden könne.