Wall Street: Tausende protestieren gegen Banken
New York (dpa) - Etwa 7000 Menschen haben in New York gegen die Macht der Banken und für Sozialreformen protestiert. Bei dem Massenmarsch vom Rathaus zum Zuccotti-Park in der Nähe des Bankenzentrums Wall Street wurden am Mittwochabend (Ortszeit) 28 Menschen festgenommen.
Dennoch verlief der Protest zwar laut und enthusiastisch, aber friedlich. Aufgerufen hatte die Aktion „Occupy Wall Street“ („Besetzt die Wall Street“), deren Mitglieder seit Mitte September im Zuccotti-Park campen. Zur Massenbewegung war es aber geworden, als sich zahlreiche Gewerkschaften und selbst Mieter- und Nachbarschaftsvereine dem Protest anschlossen.
Die meisten Festnahmen gab es, weil Demonstranten sich nicht an die Anordnungen der Polizei hielten. Nahezu alle waren aber rasch wieder auf freiem Fuß. Eine Anklage droht nur einem Mann, der einen Polizisten angegriffen haben soll. Offenbar hatte er den Beamten geschubst und war mit ihm aneinandergeraten.
Die Demonstranten forderten in Sprechchören am Foley Square gleich beim Rathaus höhere Steuern für Konzerne und für Reiche sowie einen Umbau des Sozialsystems zugunsten ärmerer Schichten, der Bildung und der Umwelt. Polizisten schätzten die Menge auf 5000 bis 7000 Menschen. Proteste gab es auch in anderen US-Städten wie Boston oder Seattle.
„Wall Street hat schuld“, skandierten die Demonstranten immer wieder in Sprechchören. Redner forderten ein neues Steuersystem, das vor allem die Finanzhäuser zur Kasse bitte. „Was wir heute haben, ist nicht fair, nicht fair, nicht fair“, rief eine Rednerin. „Macht dieses Land sozial“, sagte ein anderer.
Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie „Besteuert Wall Street“, „Lasst die Banken zahlen“ oder „Die Reichen sollen ihren gerechten Anteil zahlen“. Es waren aber auch einige Dutzend Plakate zu sehen mit Aufschriften wie „Sozialismus ist für alle gut“ oder „Wir kämpfen für Sozialismus“.
Die Tendenz der Bewegung ist links. Es haben sich aber Dutzende Gruppen mit den unterschiedlichsten Zielen angeschlossen wie dem Kampf für die Umwelt oder gegen die Todesstrafe, für bessere Bildung oder gegen Stützungsprogramme für Großunternehmen. Auch US-Präsident Barack Obama war Ziel von Spott und Kritik. Von anderen Demonstranten bekam er aber auch Unterstützung.
An den Demonstrationen beteiligen sich inzwischen der große Gewerkschaftsverband AFL-CIO und viele Einzelgewerkschaften. Auch lokale Gruppen wie Vereinigungen von Krankenschwestern, Lehrern und anderen Berufsgruppen sind dabei.