Generalstreik legt Italien teilweise lahm
Rom (dpa) - Mit einem Generalstreik haben Hunderttausende Menschen in Italien ihrer Wut über die Reformen der Regierung Luft gemacht und das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt.
Betroffen von dem achtstündigen Arbeitskampf waren sowohl der Nahverkehr, Bahn- und Flugverbindungen als auch Schulen und Krankenhäuser. In mehr als 50 Städten demonstrierten am Freitag nach Angaben der Gewerkschaften mehr als 1,5 Millionen Menschen gegen die Arbeitsmarktreformen von Premier Matteo Renzi. In Mailand und Turin gerieten Polizei und Demonstranten aneinander. Elf Polizisten und einige der Kundgebungsteilnehmer wurden laut Nachrichtenagentur Ansa verletzt.
Die größten Gewerkschaftsbündnisse CGIL und UIL erklärten, dass 50 Prozent der Bahn- und Flugverbindungen und 70 Prozent der Verbindungen im Nahverkehr betroffen gewesen seien. Die Streikbeteiligung habe bei insgesamt 60 Prozent gelegen. Hunderte Flüge mussten gestrichen werden, darunter auch von und nach Deutschland. Bei der Lufthansa war die Tochter Air Dolomiti betroffen, die von München aus fliegt. Air Berlin strich ebenfalls einige Flüge.
In Rom brach der öffentliche Nahverkehr zusammen, U-Bahn und Busse wurden bestreikt und mehrere Demonstrationen schlängelten sich durch die Stadt. In Mailand sprangen als Weihnachtsmänner verkleidete Demonstranten über die Absperrung eines Regierungsgebäudes, die Polizei setzte Tränengas ein.
Unter dem Motto „Così non va!“ („So geht es nicht“) protestieren die Gewerkschaften vor allem gegen die Arbeitsmarktreformen von Renzis Mitte-Links-Regierung. Seit Monaten laufen die Arbeitnehmervertreter gegen den sogenannten Jobs Act Sturm, der unter anderem eine Lockerung des weitreichenden Kündigungsschutzes vorsieht. Italien steckt in der schwersten Rezession der Nachkriegszeit und hat mit einer Arbeitslosigkeit von mehr als 13 Prozent zu kämpfen - bei den Jugendlichen liegt sie sogar bei über 43 Prozent.
„Das dringende Problem dieses Landes sind fehlende Jobs. Wir brauchen eine Politik, die Arbeitsplätze schafft, aber nicht solche ohne Rechte“, sagte die Chefin des größten Gewerkschaftbundes CGIL, Susanna Camusso. Staatspräsident Giorgio Napolitano sprach von großen Spannungen zwischen der Regierung und den Gewerkschaften, die nicht gut für das Land seien.