Gewalt zwischen Armee und Demonstranten in Kairo

Kairo (dpa) - Ägypten kommt nicht zur Ruhe: Vor dem Verteidigungsministerium in Kairo gab es am Freitag Dutzende Verletzte, als Demonstranten und Soldaten aufeinander losgingen. Die Armee, die von der Polizei unterstützt wurde, setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.

Nach Angaben von Augenzeugen flogen von beiden Seiten Steine. Bis zum Abend zählte das Gesundheitsministerium 59 Verletzte, darunter mehrere Soldaten.

Das Militär verhängte am Abend über die Gegend um das Verteidigungsministerium eine nächtliche Ausgangssperre. Die Sperrzeit gelte zwischen 23 Uhr abends und sieben Uhr morgens, kündigte das Militär am Abend im Fernsehen an. Die Ausgangssperre im Abbassija-Viertel im Osten der Hauptstadt werde von den Soldaten entschlossen durchgesetzt.

Die Jugendbewegung 6. April erklärte am Abend, sie ziehe sich von der Protestaktion vor dem Ministerium zurück, weil sie nicht an Aktionen teilnehmen wolle, bei denen Blut vergossen wird. In einer Erklärung der Bewegung hieß es: „Wir betonen, dass wir auf die Machtübergabe zu dem genannten Termin warten werden, und dass wir, wenn dies nicht geschehen sollte, auf allen Plätzen des Landes demonstrieren werden.“

Der Protest der Demonstranten richtete sich gegen den Obersten Militärrat, der nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak im Februar 2011 die Macht übernommen hatte. Die Generäle hatten nach blutigen Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Schlägertrupps in dem Viertel am Donnerstag erklärt, sie würden keine Demonstrationen mehr vor dem Ministerium dulden.

Auf dem zentralen Tahrir-Platz fand am Freitag zur gleichen Zeit eine Demonstration gegen das Militär und gegen die Übergangsregierung statt, die friedlich blieb. Tausende Aktivisten und Parteimitglieder aus verschiedenen politischen Lagern hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Sie forderten eine rasche Machtübergabe der Militärs an eine zivile Regierung und die Entlassung von Ministerpräsident Kamal al-Gansuri. Auch die Muslimbrüder, die im ägyptischen Parlament die größte Fraktion bilden, beteiligten sich an dem Protest.

In dem Viertel vor dem Verteidigungsministerium war es diese Woche zu blutigen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Schlägertrupps gekommen. Die Polizei hatte erst sehr spät eingegriffen. Nach offiziellen Angaben starben neun Zivilisten.

Die Ägypter sollen am 23. Mai einen Nachfolger für Mubarak wählen, der inzwischen in Kairo vor Gericht steht. Der Militärrat hatte nach seinem Abgang die Machtbefugnisse des Präsidenten übernommen. Er hat versprochen, sich nach der Präsidentenwahl aus der Politik zurückzuziehen.