Griechenland baut an der Festung Europa

An der Grenze zur Türkei soll ein Zaun nach dem Vorbild des Grenzzauns zwischen den USA und Mexiko entstehen.

Athen. Griechenland will das größte Einfallstor für illegale Einwanderer nach Europa schließen. Das von der Finanzkrise schwer gebeutelte Land wird dem Zustrom nicht mehr Herr. Das gibt selbst die Europäische Union zu.

Jetzt macht die Regierung in Athen Druck auf die EU und kündigt den Bau eines Zauns an der Grenze zur Türkei an. Griechische Rundfunkkommentatoren werteten den Plan als Baustein für die „Festung Europa“.

„Die Grenzen der Geduld der griechischen Gesellschaft sind längst überschritten“, sagte Bürgerschutzminister Christos Papoutsis. Der geplante Wall entlang des Grenzflusses Evros (türkisch: Meric) soll nach dem Vorbild des Grenzzauns zwischen den USA und Mexiko gebaut werden.

„Diejenigen, die ein Recht auf Asyl haben, werden es bekommen. Alle anderen werden freiwillig oder zwangsweise zurück in ihre Herkunftsländer geschickt“, fügte der Minister hinzu.

In Athen und anderen großen Städten des Landes spielt sich seit Jahren ein Drama ab, dessen Dimensionen immer größer werden. Auf den Straßen Athens betteln Hunderte Migranten. Die Kleinkriminalität nimmt rasant zu. Ganze Stadtviertel haben sich in Ghettos verwandelt.

Rechtsextremistische und ausländerfeindliche Organisationen finden immer mehr Anhänger bei den unter der Schuldenkrise leidenden Griechen. Die Stimmung in dem Migranten-Stadtteil Agios Panteleimon ist explosiv.

„Ein zufälliges Ereignis, ein einfacher Streit, könnte eine Gewaltwelle auslösen“, warnen einige Bewohner.

Doch Griechenland wird von Menschenrechtsorganisationen und dem UN-Flüchtlings-Hilfswerk kritisiert. Weniger als ein Prozent der Antragsteller bekommen Asyl. Allen anderen wird ein Papier in die Hand gedrückt: „Sie sind aufgefordert, binnen sechs Monaten das Land zu verlassen“.

Doch wie sie das tun sollen und wo sie bis dahin wohnen sollen, das sollen sie selbst sehen. Die meisten tauchen unter in die Masse der anonymen Migrantenscharen.

In der Hafenstadt Patras waren vor drei Wochen schwere Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Schleuserbanden aus Afghanistan und Pakistan ausgebrochen. Rechtsextremistische Organisationen plädieren für eine radikale-Lösung: „Macht das, was die Türkei macht: Überflutet Resteuropa mit unseren Flüchtlingen“.

Die anderen EU-Staaten berufen sich auf die Regel, wonach ein Antragsteller in dem EU-Land bleiben muss, indem er zuerst Asyl beantragt hat.