Griechenland stellt Steuersünder an den Pranger
Wer bis Donnerstag nicht bezahlt hat, riskiert, im Internet genannt zu werden. Es geht um 60 Milliarden Euro.
Athen. Rund 60 Milliarden Euro sollen die Griechen dem Finanzamt schulden — und es gibt jede Menge Bürger, die dem Staat besonders viel Geld vorenthalten.
Alle, deren Steuerschuld mehr als 150 000 Euro beträgt, müssen ab Freitag mit einer ungewöhnlichen „Strafe“ rechnen: Sie werden mit vollem Namen auf einer Liste im Internet veröffentlicht, kündigte das Finanzministerium an. Griechische Medien nennen sie die „Liste der Schande“.
Ob die Namen schon am Freitag ins Internet gestellt werden, war noch unklar. Sicher ist, dass die Frist, die das Finanzministerium den Steuersündern gestellt hat, in der Nacht zu heute abgelaufen ist. Wer bis jetzt nicht reagiert und entsprechend hohe Schulden beim Staat hat, riskiert also seinen guten Ruf.
Datenschützer und Staatsanwaltschaft haben grünes Licht für die Veröffentlichung gegeben. Die Abgeordneten des griechischen Parlaments durften bereits einen Blick in die Liste werfen.
Die Rede ist von Hunderten Namen und 40 Bürgern, die dem Staat jeweils mehr als 100 Millionen Euro vorenthalten sollen. Einer davon habe ein Jahreseinkommen von 42 000 Euro angemeldet, verfüge aber über Geldeinlagen in dreistelliger Millionenhöhe, berichteten Abgeordnete. Ein griechischer Unternehmer soll gar eine Steuerschuld von 636 Millionen Euro angehäuft haben.
Die Regierung unter Ministerpräsident Lucas Papademos ging zuletzt rigoros gegen Steuersünder vor, es gab mehrere Festnahmen. Doch selbst wenn es gelänge, die 60 Milliarden Euro komplett einzutreiben, wäre Griechenland noch lange nicht saniert: Die Verschuldung beträgt 360 Milliarden Euro.