Griechenland: Zwischen Rettung und Chaos-Pleite
Am Donnerstagabend lief die Frist für den Schuldenschnitt ab. Kommt er nicht zustande, droht dem Land die ungeordnete Insolvenz.
Athen/Brüssel. Zittern in Athen: Am Donnerstagabend lief die Frist ab, bis zu der private Gläubiger ihre Zustimmung zu dem dringend benötigten Schuldenschnitt für Griechenland melden konnten. Dieser ist Voraussetzung für das nächste Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro. Bis zum Abend mehrten sich die Anzeichen dafür, dass genug Banken und andere private Gläubiger dem Mittelmeerstaat die Schulden erlassen. Griechenland bliebe damit von der gefürchteten ungeordneten Pleite verschont.
Demnach sagten mehr als 75 Prozent der privaten Gläubiger bis zum späten Nachmittag zu, sich freiwillig an dem Schuldenschnitt zu beteiligen. Die Regierung in Athen strebt für den freiwilligen Erlass eine Beteiligung von mindestens 90 Prozent an. Mindestens 75 Prozent wurden als notwendig angesehen, um den Schuldenschnitt notfalls auch erzwingen zu können.
Eine ungeordnete Insolvenz des Krisenstaates könnte im Euro-Währungsraum Schäden von mehr als einer Billion Euro verursachen, schätzte der internationale Bankenverband IIF. Vor einigen Tagen hatte er gewarnt, dass nach so einem Horrorereignis wohl auch größere klamme Euro-Länder wie Italien und Spanien um Notkredite bitten müssten. Das würde die Schuldenkrise im Euro-Währungsraum drastisch verschärfen.
Für Griechenland wird ein Schuldenerlass von insgesamt rund 110 Milliarden Euro angepeilt, um den Schuldenberg auf ein erträgliches Maß zu senken. Der Schuldenschnitt funktioniert so: Die Privatgläubiger tauschen ihre griechischen Schuldverschreibungen in neue Anleihen um. Diese haben einen niedrigeren Wert, längere Rückzahlfristen und sind niedriger verzinst. Unterm Strich müssen private Gläubiger damit auf insgesamt fast drei Viertel ihrer Forderungen verzichten.
Die Zeit drängte. Griechenland braucht bis 20. März neue Notkredite, um Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können. Bis dahin muss das zweite Notkredite-Paket der Europäer und des Internationalen Währungsfonds IWF stehen. Beide halten Griechenland seit Mai 2010 finanziell über Wasser. Ihr erstes Notkredite-Paket war 110 Milliarden Euro schwer.
Das Finanzministerium in Athen plante offenbar, am Freitag erste Ergebnisse zum Schuldenschnitt zu veröffentlichen. Dann soll es Beratungen der Finanzminister der Euroländern geben.