Hoffnung in der Elfenbeinküste: Gbagbo vor dem Aus
Abidjan/Paris/Moskau (dpa) - Showdown im blutigen Machtkampf in der Elfenbeinküste: Nach französischen Angaben stand der im November 2010 abgewählte Präsident Laurent Gbagbo, der seither dennoch an seinem Amt klebt, am Dienstag kurz vor dem Aus.
„Wir haben ihn fast davon überzeugt, die Macht abzugeben“, sagte der französische Außenminister Alain Juppé vor der Nationalversammlung in Paris. Zwei Generäle des Ex-Präsidenten seien an den Gesprächen beteiligt.
Nach Informationen der UN-Mission ONUCI hält sich Gbagbo derzeit mit einer Handvoll Getreuen in einem Bunker in seiner Residenz in der seit Tagen umkämpften Hafenstadt Abidjan auf. Seine Männer hielten sich weitgehend an eine Waffenruhe. Anhänger und Einheiten des von der internationalen Gemeinschaft anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara feierten bereits den Sieg.
„Der Krieg ist vorbei“, sagte Alcide Djedje, der in die französische Botschaft geflüchtete Außenminister Gbagbos, dem britischen Rundfunksender BBC. Es werde über einen dauerhaften Waffenstillstand verhandelt.
Die Spitzen der Armee, der Polizei und der Präsidentengarde ordneten eine Waffenruhe an. Ein UN-Sprecher berichtete, die Generäle hätten die Vereinten Nationen telefonisch über die Feuerpause unterrichtet.
Die Soldaten, darunter auch die bisherigen Eliteeinheiten Gbagbos, sollen sich den UN-Friedenstruppen ergeben und ihnen ihre Waffen übergeben. Zunächst war unklar, ob auch die paramilitärischen Milizen den Kampf einstellen.
In Abidjan, wo seit dem Vorrücken der Truppen Ouattaras in der Vorwoche Kämpfe toben, waren am Nachmittag kaum noch Schüsse zu hören. Der Pariser Botschafter des gewählten Präsidenten Ouattara sagte französischen Medien, Gbagbo verhandele über einen Rückzug. „Wir haben den Kampf gewonnen“, betonte Ouattaras Armee-Vizechef Cisse Sindou am Dienstagabend in einem BBC-Interview. „Gbagbo verhandelt, wie er das Land verlassen kann.“
Ouattara, Sieger der Wahl im November, wird seit Montagnachmittag auch von Einheiten der UN und französischen Streitkräften unterstützt, die vor allem zum Schutz der Zivilbevölkerung eingreifen. Die französischen Helikopter haben nach Regierungsangaben aus Paris in Abidjan rund ein Dutzend Panzer sowie vier Flugabwehr-Kanonen zerstört. Verteidigungsminister Gérard Longuet erklärte vor den Abgeordneten des Verteidigungsausschusses, in vier Angriffwellen seien zudem zahlreiche weitere Fahrzeuge, drei gepanzerte Raketenwerfer sowie die Antenne der nationalen Radio- und TV-Anstalt zerstört werden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in New York, die UN seien keine Konfliktpartei in dem Land. Die UN-Blauhelme kämpften für keine Seite, sondern verteidigten sich nur selbst und schützten Zivilisten. „Alles geschieht in völliger Übereinstimmung mit den entsprechenden UN-Resolutionen.“ Bans Sprecher bestritt, dass UN-Hubschrauber den Präsidentenpalast in Abidjan mit Raketen angegriffen hätten. „Es waren ausschließlich Angriffe auf schwere Waffen, so wie es die Resolutionen vorsehen.“
Die humanitäre Lage in dem westafrikanischen Land werde immer schlimmer. In Abidjan, der größten Stadt, könnten die meisten Krankenhäuser nicht mehr arbeiten. Hilfe im übrigen Land sei schwierig, weil viele Regionen unzugänglich seien, so Ban.
Russland hat aus Protest gegen die Beteiligung von UN-Soldaten an den Kämpfen eine Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates verlangt. Dabei will Moskau vor allem die Angriffe von Blauhelmsoldaten und französischen Truppen gegen Stellungen Gbagbos untersuchen lassen. Die UN-Soldaten seien zu Neutralität und Unparteilichkeit verpflichtet, meinte der russische Außenminister Sergej Lawrow.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte Gbagbo auf, den Willen seines Volkes akzeptieren und den Weg für eine friedliche Zukunft des Landes freizumachen