In Marokko geht die Terror-Angst um

Rabat (dpa) - Marokkos Regierung warnt vor der Gefahr weiterer Anschläge. König Mohammed VI. fordert rasche Ermittlungserfolge, doch bislang gibt es nur ein Phantombild eines Verdächtigen, der Al-Kaida zugeordnet wird.

In mehreren Städten protestierten die Bürger gegen den Terror.

Drei Tage nach dem Bombenanschlag auf ein Touristen-Café in Marrakesch gingen am Sonntag Tausende Marokkaner auf die Straße. Auf den traditionellen Demonstrationen zum 1. Mai verurteilten die Teilnehmer in mehreren Städten das Attentat, bei dem am Donnerstag 16 Menschen ums Leben gekommen und 25 verletzt worden waren. 14 der Toten waren Urlauber, darunter ein zehn Jahre altes französisches Mädchen und ein britischer Reisebuchautor. Auch die meisten der 25 Verletzten waren Ausländer. In dem nordafrikanischen Land geht die Angst vor weiteren Anschlägen um.

An den Kundgebungen nahmen neben den Gewerkschaften auch zahlreiche Anhänger der Reformbewegung teil, die mehr Freiheiten und soziale Gerechtigkeit fordert, wie Augenzeugen berichteten. „Der Terrorismus fürchtet eine demokratische Verfassung“, war auf Transparenten zu lesen. In Marrakesch, wo es nach dem Attentat bereits spontane Proteste gegen den Terror gegeben hatte, fielen die Demonstrationen am Sonntag wegen starken Regens relativ klein aus.

Die Terrorgefahr sei noch nicht gebannt, betonte Innenminister Taieb Cherkaoui. „Wir müssen wachsam bleiben.“ Im gesamten Land seien die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. König Mohammed VI., der am Samstag den Tatort besichtigte, forderte die Polizei auf, die Ermittlungen zu beschleunigen.

Hinter dem Blutbad vermuten die Fahnder einen nordafrikanischen Ableger Al-Kaidas. Die Vorgehensweise der Täter trage die Handschrift des Terrornetzwerks, sagte der Innenminister. Der mit Nägeln gespickte Sprengsatz war nach neuesten Erkenntnissen ferngezündet und nicht wie zunächst vermutet von einem Selbstmord-Attentäter detoniert worden. Bekannt hat sich zu dem Anschlag bislang aber niemand.

Die Terroristen setzten laut Medienberichten den gleichen Sprengstoff ein wie bei den Attentaten in London im Jahr 2005. Die Polizei fahnde mit einem Phantombild nach einem verdächtigen jungen Araber, der von Augenzeugen mit zwei Taschen in dem Café „Argana“ gesehen worden sei. Es sei möglich, dass dieser die Bombe in dem Lokal platziert habe und dann geflüchtet sei.

Wenige Tage vor dem Attentat hatten mutmaßliche marokkanische Mitglieder der Terrororganisation „Al-Kaida im islamischen Maghreb“ (AQMI) in einer Videobotschaft im Internet mit Anschlägen in dem nordafrikanischen Land gedroht. Als Begründung nannten sie die jahrelange Unterdrückung von Islamisten in Marokko.

Bislang wurden 13 der 16 Toten eindeutig identifiziert. Es sind 7 Franzosen, darunter das zehnjähriges Mädchen, sowie 2 Marokkaner, 2 Kanadier, ein Niederländer und ein Brite. Bei diesem handelt es sich nach Medienberichten um den bekannten Reise- und Comedyautor Peter Moss (59). Unter den Toten sollen auch eine hochschwangere Israelin und ihr Ehemann sowie ein Portugiese sein.

Bei seinem Besuch in Marrakesch wurde Mohammed VI. auf dem Jamaa el-Fna-Platz von Tausenden Menschen gefeiert. Der 47 Jahre alte Monarch besichtigte das halbzerstörte Café „Argana“ und besuchte dann die 14 Verletzten, die noch in Krankenhäusern liegen.