Iran will die Welt vom Kurswechsel überzeugen

Der neue Präsident Ruhani reist nach New York — und will sein Land aus der Isolation führen.

Teheran. Seine Mission war vor und nach der Wahl klar: politischer Kurswechsel und Versöhnung mit der Weltgemeinschaft, um die Isolation des Iran zu beenden. Präsident Hassan Ruhani war von Anfang an bewusst, dass dieses Ansinnen ohne eine Annäherung an den Erzfeind USA nicht möglich ist.

Dafür musste er aber zunächst den Klerus im Land und allen voran den obersten geistlichen Führer Ajatollah Ali Chamenei überzeugen. Dessen Segen bekam Ruhani nun vor dem Abflug zur UN-Vollversammlung in New York.

„Diplomatie ist kompliziert . . ., da ist manchmal eine heroische Flexibilität bei Verhandlungen gut und sogar notwendig“, sagte Chamenei und stärkte dem Präsidenten den Rücken. Ruhani sagte dem US-Fernsehsender NBC: „Ich habe nun die volle Autorität für die Verhandlungen.“

Als nächstes bedurfte es positiver Signale aus dem Weißen Haus. „Es ist ja allgemein bekannt, dass zum Tango immer zwei gehören“, sagte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Und die USA bewegten sich: Laut Ruhani erhielt er von Präsident Barack Obama nicht nur Glückwünsche zu seinem Wahlsieg.

Auch ein Briefwechsel zwischen beiden Politikern sei „positiv und konstruktiv“ gewesen. Ein Treffen der Präsidenten in New York steht nach US-Angaben zwar nicht auf der Agenda. „Ruhani hätte aber sicherlich nichts dagegen“, sagte ein politischer Beobachter in Teheran.

Offiziell reist Ruhani lediglich wegen der UN-Versammlung am Dienstag nach New York, aber so richtig glaubt dies keiner. „Das ist die Bühne, um der Welt den Kurswechsel im Iran auch in direkten Treffen zu beweisen, allen voran den USA“, sagte ein Politologe in Teheran. Auch Ruhani weiß das. „Das mag ein kleiner Schritt sein, aber enorm wichtig für die politische Zukunft des Landes“, so Ruhani.

Im Fokus stehen in New York Treffen mit den Außenministern der sechs an den Atomverhandlungen beteiligten Länder — die fünf UN-Vetomächte plus Deutschland. Irans Außenminister Sarif wird die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton treffen, um Zeit und Ort der nächsten Atomrunde festzulegen.

Ruhani hingegen will das erste Treffen in New York abhalten. „Es sind ja alle da“, sagte er. Der Grund für sein Tempo ist klar: Eine Beilegung des Atomstreits und der damit verbundenen Sanktionen würde sich positiv auf das von einer Wirtschaftskrise geplagte Land auswirken.