IS attackiert Flüchtlinge aus Kobane
Damaskus/Bagdad (dpa) - Die syrischen Truppen gehen wieder in die Offensive. In Kobane beschießen Islamisten kurdische Flüchtlinge. Doch entscheidend ist das alles nicht. Die USA planen langfristig: Sie schicken weitere Soldaten in den Irak.
Die Luftschläge der syrischen Streitkräfte im Osten von Damaskus konzentrierten sich am Samstag auf die Regionen Ghuta und Duma. Mindestens 14 Menschen, darunter fünf Kinder, seien dabei getötet worden, berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Seit Anfang November habe die Luftwaffe von Präsident Baschar al-Assad 280 Angriffe auf Rebellenstützpunkte geflogen.
Der in Damaskus lebende Aktivist Thair al-Schami berichtete der dpa von heftigen Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Rebelleneinheiten im ebenfalls östlich der Hauptstadt gelegenen Dschubar. Die Armee sei dabei von verbündeten schiitischen Hisbollah-Kämpfern aus dem Libanon unterstützt worden.
Bei den Kämpfen um die nordsyrische Kurdenstadt Kobane beschoss die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Angaben der Menschenrechts-Beobachter ein kurdisches Flüchtlingslager im Westen der Stadt. Dabei seien mindestens zwei Menschen getötet und vier weitere verletzt worden. In der Nacht hätten IS-Kämpfer zudem Mörsergranaten auf Stellungen der kurdischen Verteidiger abgefeuert.
In dem Lager nahe Tell Schair am westlichen Rande Kobanes hatten kurdische Flüchtlinge aus der Stadt Schutz gesucht. Der Hügel Tell Schair ist mit dem Westviertel Kobanes in der Hand kurdischer Einheiten. Der Osten und der Süden der Stadt waren von IS-Einheiten erobert worden.
Die Luftstreitkräfte der USA fliegen mit Unterstützung arabischer Verbündeter Angriffe zur Unterstützung der Kurden im Norden Syriens gegen den IS. Im Nachbarland Irak sind Flugzeuge der USA und verbündeter westlicher Länder gegen den IS im Einsatz. Washington stellt sich dabei auf einen langfristigen Einsatz ein.
Am Freitag beschlossen die USA die Verdoppelung ihrer Truppen im Irak in den kommenden Monaten auf 3000 Mann. Sie sollen zwölf irakische und kurdische Brigaden zum Kampf gegen den IS ausbilden. Die Soldaten würden nicht an Kampfhandlungen teilnehmen, teilte Pentagonsprecher John Kirby in Washington mit. Von einem Hineingleiten in einen Bodenkrieg könne keine Rede sein.
US-Präsident Barack Obama bat den Kongress, 5,6 Milliarden Dollar (4,5 Mrd Euro) für den Einsatz gegen den IS freizugeben. Über den Irak verteilt sollen Ausbildungslager entstehen, die auch von Verbündeten der USA mit eigenen Truppen unterstützt werden sollen. Dänemark habe bereits 120 Ausbilder zugesagt, sagte Kirby.
In der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden bei der Explosion zweier Autobomben mindestens sechs Menschen getötet und mehr als 30 verletzt. Die Bomben seien nahezu zeitgleich neben einer Tankstelle im mehrheitlich schiitischen Stadtviertel Al-Amil explodiert, berichteten Augenzeugen der dpa am Samstag. In der Vergangenheit hatte sich die sunnitische IS-Miliz bereits zu Attentaten bekannt.