Israel tötet Palästinenserführer - 15 Tote bei neuer Gewalt

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Nach der Tötung eines radikalen Palästinenserführers durch die israelische Luftwaffe ist die Lage im Gazastreifen wieder eskaliert. Bei 18 israelischen Luftangriffen starben bis Samstag mindestens 15 Palästinenser.

Weitere 25 Menschen wurden in dem Landstrich am Mittelmeer verletzt, einige von ihnen schwer, wie der medizinische Notdienst in Gaza-Stadt berichtete.

Im Gegenzug feuerten militante Palästinenser israelischen Angaben zufolge mehr als 90 Raketen und Granaten Richtung Israel ab. Dabei seien ein Mensch schwer und mindestens drei weitere leicht verletzt worden. Das israelische Raketenabwehrsystem „Eiserner Dom“ konnte nach Angaben des Militärs 27 von 29 Raketen abfangen, die auf größere Städte zusteuerten.

Die neue Welle der Gewalt war durch die Tötung des Anführers der militanten Palästinenserorganisation Volkswiderstandskomitee ausgelöst worden. Zuher al Kesi starb, als sein Auto im Süden von Gaza-Stadt von israelischen Raketen getroffen wurde. Kesi habe einen größeren Terroranschlag vom Sinai aus gegen Israel geplant, teilte das israelische Militär mit. Auch an der Planung eines ähnlichen Anschlags auf Autofahrer und Buspassagiere im vergangenen August nördlich von Eilat soll er beteiligt gewesen sein. Damals starben acht Israelis.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte israelischen Medienberichten zufolge, Israel werde weiter jeden angreifen, der Anschläge gegen seine Bürger plane. Zugleich versprach er, die Luftabwehr zu verbessern. „Zu diesem Zweck werden wir weitere Raketenabwehrsysteme vom Typ 'Eiserner Dom' anschaffen, das sich an diesem Wochenende wieder als sehr tauglich erwiesen hat“, sagte Netanjahu.

Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas und Palästinenserführer Mahmud Abbas gaben Israel die Schuld an der Eskalation. Das Volkswiderstandskomitee kündigte Vergeltung an, die den „zionistischen Feind erschüttern“ werde. „Die Ermordung unseres Anführers wird unseren Widerstand nicht beenden“, sagte der Sprecher der Organisation, Abu Attija. Am Samstag versammelten sich im Gazastreifen tausende Menschen zur Beerdigung der Opfer.

Unmittelbar nach Kesis Tötung hatten militante Palästinenser damit begonnen, Raketen und Granaten Richtung Israel abzuschießen. Dabei seien sie von der israelischen Luftwaffe unter anderem bei dem Ort Beit Lahia im Norden des Gazastreifens unter Feuer genommen worden. Die israelische Raketenabwehr habe etliche Raketen abgefangen, die in Richtung der Städte Aschdod, Aschkelon und Beerscheva flogen, teilte das Militär mit.

Das Nahost-Quartett aus USA, Russland, Vereinten Nationen und Europäischer Union will sich am Montag mit der Lage im Nahen Osten befassen. Dem Quartett ist es trotz intensiver Bemühungen in den vergangenen Monaten nicht gelungen, Palästinenser und Israelis zur Wiederaufnahme formeller Friedensgespräche zu bewegen.