Israel wegen Atomgesprächen im Clinch mit den USA

Benjamin Netanjahu und John Kerry liefern sich verbalen Schlagabtausch.

Jerusalem. Je näher eine Einigung im Atomstreit mit dem Iran rückt, desto lauter ertönen die Warnrufe des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

In seiner Rolle als Ausbremser sieht Israel sich jedoch international zunehmend isoliert. Die jüngsten Genfer Atomverhandlungen haben vor allem in den Beziehungen zu den USA für neue heftige Spannungen gesorgt.

US-Außenminister John Kerry und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu liefern sich im Streit darüber, ob die Suche nach einer diplomatischen Einigung mit Teheran wirklich der richtige Weg ist, einen offenen verbalen Schlagabtausch.

Der israelische Regierungschef habe Kerrys Verhalten bei einem angespannten Treffen am Freitag „wie einen Dolchstoß der Amerikaner“ empfunden. Eine vor Kerrys Abreise geplante gemeinsame Pressekonferenz wurde abgesagt — nach Medienberichten, um eine öffentliche Konfrontation zu vermeiden.

Während seiner dreitägigen Vermittlungsmission in Nahost hatte Kerry auch die israelische Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten ungewöhnlich scharf kritisiert. Die Stimmung zwischen beiden Seiten sei inzwischen wieder schlecht.

Wendy Sherman, die amerikanische Verhandlungsführerin bei den Genfer Gesprächen, kam am Sonntag nach Jerusalem, um die israelische Führung über die Details zu informieren — und um die Wogen zu glätten.

Derweil haben der Iran und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) eine neue Abmachung unterzeichnet, die als Fahrplan für die weitere Zusammenarbeit dienen und die Inspektion von einigen Atomanlagen erleichtern soll.

Unterdessen fährt Netanjahu immer schwereres verbales Geschütz auf. Er sprach von einer „schlechten und gefährlichen Einigung“. Wirtschaftsminister Naftali Bennett wurde deutlicher: „Wenn in zehn Jahren ein Koffer mit einer Atombombe in New York explodiert, dann wird klar sein, dass es wegen der Konzessionen in diesen Tagen passiert ist“, sagte er. Israel fordert unter anderem einen Stopp der Urananreicherung auf iranischem Boden. Kerry reagierte ungeduldig. „Wir sind nicht blind, und ich glaube nicht, dass wir dumm sind“, sagte er.

„Wenn es um die Sicherheit des jüdischen Volkes geht, werde ich nicht schweigen“, betonte Netanjahu. Er hat indirekt damit gedroht, Israel würde auch allein militärisch gegen die iranischen Atomanlagen vorgehen.