Israels tödliche Warnung an die Hamas
Der Nahe Osten wird einmal mehr zum Pulverfass. Die Eskalation birgt enorme Risiken.
Tel Aviv/Gaza. Die gezielte Tötung des militärischen Arms der Hamas, Ahmed al-Dschabari, durch Israel ist eine blutige Warnung an die radikal-islamische Organisation.
Wenn die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel nicht enden, wird es für die Hamas extrem ungemütlich, lautet die Botschaft. „Wenn wir nicht in Ruhe leben können, dann sollen sie auch nicht in Ruhe leben können. Wenn unser Leben die Hölle ist, wird ihr Leben es auch sein“, sagte Innenminister Eli Jischai. Die militärische Eskalation birgt jedoch enorme Risiken.
Die Hamas spricht Israel zwar offiziell das Existenzrecht ab und will ganz Palästina, also auch das heutige Israel, im bewaffneten Kampf befreien. Tatsächlich aber haben es sich viele ihrer Anführer in dem verarmten Küstenstreifen am Mittelmeer inzwischen gutgehen lassen.
„Wer ein paar Millionen Dollar auf dem Konto, einen netten Fuhrpark vor der Villa und Reisemöglichkeiten in alle Welt hat, der ist nicht wirklich an einem Krieg mit Israel interessiert“, sagte ein Journalist in Gaza-Stadt, der namentlich nicht genannt werden wollte. Wenn Israel die Hamas jedoch zu sehr schwäche, würden wesentlich radikalere Gruppen die Lücke füllen. Gotteskrieger vom Islamischen Dschihad und Salafisten stehen in den Startlöchern.
„Beide Seiten haben das Problem, dass sie durch die Gewalt der anderen Seite unter Zugzwang gesetzt werden, aber die Lage nicht entgleisen lassen wollen“, sagte der israelische Journalist Schlomi Eldar. Zunächst werde sich Israel die zweite Reihe der Hamas-Führer vornehmen. Aber wenn das die Hamas nicht zum Einlenken bringe, könne die oberste Führung um Ismail Hanija ins Fadenkreuz geraten.
Im Süden Israels in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen herrschte sofort der Ausnahmezustand. Die ohnehin schon leidgeprüften Bewohner saßen in Schutzräumen fest. Schulen und Behörden schlossen, Krankenhäuser und Rettungsdienst waren in Alarmbereitschaft. In vielen Orten gab es Luftalarm. Auch im Gazastreifen gingen die Menschen in Deckung und machten sich auf das Schlimmste gefasst.
Die Al-Kassam-Brigaden, deren Kommandeur Al-Dschabari war, gaben sich kämpferisch. „Israel hat das Tor zur Hölle aufgestoßen“, hieß es. Es werde eine „extrem harte Antwort“ geben, kündigte auch Ismail Radwan von der Hamas an. Von den Lautsprechern auf den Minaretten der Moscheen im Gazastreifen ertönte diese Botschaft: „Die Antwort kommt bald.“