Johannes Paul, Superstar
Papst Benedikt spricht seinen populären Vorgänger vor einer Million Pilger selig.
Rom. Tosender Jubel, Tränen der Freude und der Rührung fließen. Und auch Petrus spielt mit: In einer bewegenden Zeremonie auf einem von der Sonne beschienenen Petersplatz reiht sich Johannes Paul II. in die Schar der vielen ein, die er in seinem 27-jährigen Pontifikat heilig- oder seliggesprochen hat.
Gut eine Million Pilger, Gläubige und neugierige Touristen verfolgen mit Andacht die nahezu dreistündige Seligsprechung des auch lange nach seinem Tod so populären Polen Karol Wojtyla. Damit ist Johannes Paul einen Schritt vor der Heiligsprechung — und die fordern etliche wie schon bei seiner Beerdigung vor sechs Jahren: „Subito“, also bitte rasch!
„Habt keine Angst“ und „Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus“, mit diesen beschwörenden Worten hatte der Ausnahmepapst sein Pontifikat eröffnet und geprägt. Der Ansturm auf Rom zu der Seligsprechung dieses Mannes am Tag der Arbeit bewies allen, wie stark bei vielen diese Ermunterung nachhallt.
Weil er seine eigenen Worte ernst nahm, wie Nachfolger Joseph Ratzinger in der Würdigung des neuen Seligen festhielt: „Was der neu gewählte Papst als erster erbat, das hat er selbst als erster vorgemacht.“ In 127 Ländern der Erde öffnete Wojtyla als „eiliger Vater“ seinem Glauben Türen.
Und das vor allem bei den jungen Leuten. „Wir sind hier, weil wir Johannes Paul II. für einen ganz besonderen Papst halten“, erzählen Michael und Mirjam, die eigens aus Trier zur Seligsprechung reisten. „Gerade sein Draht zu den Jugendlichen war besonders“, sagt Mirjam.
Die Pilger, junge und alte, überfluteten mit Rucksäcken und überwiegend polnischen Fahnen nicht nur den riesigen Petersplatz, sondern auch die lange und breite Via della Conciliazione. die von dort bis zum Tiber führt.
Manche hatten die Nacht in den Nebenstraßen des Petersplatzes verbracht, während andere in den durchgehend geöffneten Kirchen bei Kerzenlicht beteten.
Es war ein katholisches Kirchenereignis der Superlative und der Premieren: Noch niemals zuvor in der langen Geschichte dieser Kirche hatte ein Pontifex seinen direkten Vorgänger seliggesprochen — aber Johannes Paul liegt Joseph Ratzinger ganz außerordentlich am Herzen, dieser hatte ihn nach Rom geholt und die Glaubenskongregation leiten lassen.
Und so ließ es sich Papst Benedikt auch nicht nehmen, die feierliche und anstrengende Zeremonie selbst auszuführen. In drei Jahrhunderten ist Johannes Paul der elfte Papst, der diese Vorstufe zur Heiligkeit erreicht hat. Nur zwei davon wurden aber auch heiliggesprochen.
Klar, dass auch an diesem 1. Mai wieder der Ruf „Santo subito“ erschallte. „Sicher, bald wird er heilig sein“, zeigte sich Stanislaw Dziwisz, einst Sekretär des polnischen Papstes, am Tag der Seligsprechung optimistisch.