Kardinäle bereiten in Rom die Papst-Wahl vor
Rom (dpa) - Nach dem historischen Rücktritt von Papst Benedikt XVI. laufen im Vatikan die Vorbereitungen für die Wahl seines Nachfolgers. Der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, forderte die Kardinäle offiziell auf, sich für die Vorbereitungen auf das Konklave in Rom zu versammeln.
Am Montag um 9.30 Uhr werden die mehr als 200 Purpurträger erstmals in der Synoden-Aula des Vatikans zusammenkommen. Mit einer Entscheidung über den Beginn der Wahl ist dann allerdings noch nicht zu rechnen.
„Das entscheidet sich nicht am ersten Tag“, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Freitag in Rom. Am Montagnachmittag sollen sich die Kardinäle ein zweites Mal versammeln. Wann das Konklave beginnt, ist noch offen. Über den Zeitpunkt soll erst bestimmt werden, wenn alle wahlberechtigten Kardinäle in Rom eingetroffen sind. Eine Entscheidung wird im Laufe der kommenden Woche erwartet.
Benedikt hatte vor seinem Rücktritt ermöglicht, dass die Kardinäle darüber entscheiden können, ob die Wahl vor dem Ablauf der üblichen 15-Tages-Frist nach Beginn der Sedisvakanz beginnen soll. Der Vatikan hatte angekündigt, dass bis Ostern ein neuer Papst gewählt sein soll.
An dem Konklave werden nach derzeitigem Stand 115 Kardinäle teilnehmen. Wahlberechtigt sind alle Mitglieder des Kardinalskollegiums, die jünger als 80 Jahre sind.
Die Übergangszeit der Sedisvakanz („leerer Stuhl Petri“) begann am Donnerstagabend um 20.00 Uhr mit dem Rücktritt von Benedikt. Nach knapp acht Jahren im Amt hatte der 85-Jährige am 11. Februar seinen Rücktritt verkündet und ihn mit seinen schwächer werdenden Kräften begründet. Der Deutsche ist der erste Papst der Neuzeit, der von seinem Amt zurückgetreten ist.
Benedikt genießt seinen Ruhestand in der Sommerresidenz des Vatikans in Castel Gandolfo, wo er die kommenden zwei Monate verbringen wird. Der 85-Jährige habe nach seinem Rücktritt als Papst eine geruhsame erste Nacht verbracht, sagte Lombardi. „Ich habe mit seinem Sekretär Georg telefoniert (...) und er hat mir gesagt, dass er sehr gut geschlafen hat.“
Am Freitag wollte Benedikt vor allem beten und nachdenken und die Nachrichten lesen, die er bekommen habe, am Nachmittag dann vielleicht einen Spaziergang im Park des Palastes machen. Er hat nach Angaben von Lombardi viele seiner Bücher und Musik mit nach Castel Gandolfo genommen. Im Frühjahr will Benedikt in ein Kloster im Vatikan umziehen, das momentan für ihn umgebaut wird.
Auch auf dem Twitter-Account des Papstes herrscht seit Donnerstagabend der „leere Stuhl“. Im Kanal „@Pontifex“ wurden das Profilbild des 85-jährigen Deutschen durch das Symbol des Heiligen Stuhles ersetzt und der Name in „Sede vacante“ geändert. Alle Tweets von Benedikt wurden archiviert. Der Account soll zunächst ruhen, bis der neue Papst entschieden hat, ob er auf dem gleichen Kanal weiter twittern möchte. Am Donnerstag hatte der Account drei Millionen Follower erreicht.
Als symbolisches Zeichen für das Ende von Benedikts Pontifikat war am Donnerstagabend um 20.00 Uhr das Portal der Residenz in Castel Gandolfo geschlossen worden. Zuvor war Benedikt mit einem Hubschrauber vom Vatikan aus in das kleine Städtchen am Albaner See geflogen und hatte als letzte öffentlichen Amtshandlung die Gläubigen von der Loggia des Palastes aus gegrüßt.