Kronprinz Philippe: Den schüchternen König erwartet ein schwieriges Erbe
Philippe übernimmt morgen das Zepter von seinem Vater Albert. Manche Belgier zweifeln noch an seiner Eignung als Staatsoberhaupt.
Brüssel. Er wirkt etwas unbeholfen und schüchtern, sie ist strahlend und erobert die Herzen im Sturm: Philippe und seine Frau Mathilde — das künftige belgische Königspaar. Selbst bei offiziellen Anlässen legt die 40-Jährige oft die Hand auf seine Schulter und gibt dem Kronprinzen Halt. Mathilde gilt als Glücksfall für die Monarchie. Dass die Belgier Philippe die Regentschaft überhaupt zutrauen, hat er der Frau an seiner Seite zu verdanken. Wenn der 53-Jährige Sonntag den Thron von seinem Vater Albert II. übernimmt, wird Mathilde wie immer fest an seiner Seite stehen.
Manches Mal wurde Philippe von Belgien dafür belächelt, dass er mit über 50 Jahren immer noch Kronprinz ist. Der vierfache Familienvater bekam den Spitznamen „flämischer Prinz Charles“, weil auch der britische Kronprinz mit 64 immer noch hinter seiner Mutter Königin Elizabeth II. zurückstehen muss.
Die Frage nach Philippes Eignung steht vor seiner Thronübernahme wieder im Raum. Sie ist so offenkundig, dass selbst König Albert II. in seiner Abdankungsrede betonte: „Ich stelle fest, dass Prinz Philippe auf die Nachfolge gut vorbereitet ist.“ Und dann erwähnte der König ausdrücklich seine Schwiegertochter: „Mit Prinzessin Mathilde erfreut er sich meines vollen Vertrauens.“
Das Paar wird vor allem eines: Repräsentieren. Denn der König ist vor allem Symbol für den Staat. „Er gibt keine Interviews und diskutiert nicht die Tagespolitik“, heißt es offiziell. Umso mehr Bedeutung haben öffentliche Auftritte — und da muss Philippe noch an sich arbeiten. Damit die Monarchie dauerhaft überlebt, müsse das Königshaus kommunikativer werden.
Trotz mancher Glamour-Auftritte geben sich Philippe und Mathilde bodenständig und volksnah. Auf Pomp wird beim Thronwechsel verzichtet. In Zeiten der Krise gilt Sparen als oberstes Gebot. Nach einer Reform muss die Königsfamilie künftig wie normale Bürger Steuern zahlen. Philippe soll wie sein Vater 11,5 Millionen Euro Bezüge erhalten, muss sie aber versteuern.
Die erste große Bewährungsprobe dürfte im kommenden Jahr auf den neuen König zukommen. In zehn Monaten sind Wahlen in dem Land, das durch den Streit zwischen Niederländisch sprechenden Flamen und französischsprachigen Wallonen auseinanderdriftet. Beim letzten Mal dauerte es eineinhalb Jahre, bis eine neue Regierung stand. Philippe wird wohl als Vermittler gebraucht werden — dabei dürfte ihm sein Vater Albert als „König in Rente“ mit Ratschlägen zur Seite stehen.