Le Pen schreibt bösen Brief an Sarkozy und Hollande
Paris (dpa) - Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen wirft den verbliebenen Kandidaten im Rennen um die nächste Präsidentschaft eine Missachtung und Fehleinschätzung ihrer 6,4 Millionen Wähler vor.
Man könne unmöglich behaupten, dass diese nur aus Hoffnungslosigkeit oder vor dem Hintergrund der Krise für sie gestimmt hätten, schrieb sie am Donnerstag in einem offenen Brief an die Stichwahlteilnehmer Nicolas Sarkozy und François Hollande. In einer aktuellen Umfrage des Instituts TNS Sofres lag der Sozialist Hollande mit 55 Prozent weiter unverändert vor Sarkozy (45 Prozent).
Le Pen schrieb, sowohl der amtierende Präsident Sarkozy als auch sein Herausforderer Hollande stellten die Aufrichtigkeit und Denkfähigkeit ihrer Anhänger infrage. Diese hätten sich jedoch klar für ihren neuen Weg entschieden, der unter anderem einen Einwanderungsstopp und „intelligenten Protektionismus“ vorsehe.
Die Tochter des Front-National-Gründers Jean-Marie Le Pen (83) hatte in der ersten Wahlrunde am vergangenen Sonntag überraschend fast 18 Prozent der Stimmen geholt. Damit kam sie zwar nicht in die Stichwahl, es war allerdings das beste Ergebnis der Parteigeschichte.
Vor der zweiten Wahlrunde am 6. Mai werben nun Sarkozy und Hollande mehr oder weniger offensiv um die Stimmen der Le-Pen-Wähler. Beide interpretierten das gute Ergebnis der Front National vor allem als Zeichen von Protest und Verzweiflung.
Hollande warf Sarkozy unterdessen am Donnerstag vor, mit Lügen um die Stimmen der Rechtsextremen zu buhlen. Der Konservative hatte zuvor behauptet, der bekannte Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan habe zur Wahl des Sozialisten aufgerufen.
Sarkozys Lager reagierte darauf mit einer Beteuerung der Aussage und mit einer erneuten scharfen Kritik an den wirtschaftspolitischen Wahlversprechen von Hollande. Außenminister Alain Juppé sagte, bei einem Wahlsieg der Sozialisten drohe die EU-Schuldenkrise wieder in Gang gesetzt zu werden. Der Sarkozy-Herausforderer engagiere sich weder für Stabilität, noch wolle er die Schuldenbremse einführen.
Sarkozy warb unterdessen weiter unverhohlen um Wähler am rechten Rand. „Wir wollen unsere Werte behalten und dass Frankreich Frankreich bleibt“, sagte er bei einem Wahlkampfauftritt in einem Vorort von Paris.