Lee Rigby, das Zufallsopfer
Den Krieg in Afghanistan überstand der britische Soldat unverletzt. Seine Familie erzählt.
London. 2009, auf dem Höhepunkt des Krieges in Afghanistan, kämpfte Lee Rigby in der Unruheprovinz Helmand sechs Monate lang gegen die Taliban. Er überlebte den gefährlichen Einsatz als Maschinengewehrschütze der britischen Armee unverletzt.
Am Mittwoch wurde er auf dem Weg in seine Londoner Kaserne das Zufallsopfer von zwei mutmaßlichen Islamisten. Großbritannien steht unter Schock.
Die Familie des 25-jährigen Soldaten gab gestern eine Pressekonferenz, um ihrer tiefen Trauer Ausdruck zu verleihen. Lee Rigby war verheiratet und hatte einen zweijährigen Sohn, Jack. Schon als kleiner Junge habe Lee den Wunsch gehabt, in die Armee aufgenommen zu werden, heißt es in einer Stellungnahme, die der Stiefvater unter Tränen verlas.
2006 wurde er Mitglied des traditionsreichen Infanterieregiment „Royal Regiment of Fusiliers“. Außer in Afghanistan war Rigby auch in Zypern und im niedersächsischen Celle stationiert, seit drei Jahren versah er seinen Dienst in London.
Jemanden wie „Rigger“ habe jedes Bataillon gebraucht, beschreibt der vorgesetzte Offizier Ned Miller im „Guardian“ den 25-Jährigen: „Er hatte einen hervorragenden Charakter, stets ein Lächeln im Gesicht und bemühte sich immer, für gute Stimmung zu sorgen.“ Rigby war auch ein leidenschaftlicher Trommler im Musikkorps der Armee.
Und er war glühender Fan des Fußballclubs Manchester United. In seinem Heimatort Middleton bei Manchester fand ein Gedenkgottesdienst statt. Die britischen Muslim-Organisationen distanzierten sich von der Attacke.
Derweil verteidigte die britische Regierung die Arbeit der Polizei und der Geheimdienste, die in die Kritik geraten waren, weil sie die 22 und 28 Jahre alten Hauptverdächtigen vorher gekannt hatten. In einer freien Gesellschaft sei es sehr schwer, jeden Einzelnen ständig zu kontrollieren, sagte der für die Kommunen zuständige Minister Eric Pickles. Ein Untersuchungsausschuss des Unterhauses soll die genauen Abläufe aufschlüsseln.
Die Polizei versuchte unterdessen weiter, die genauen Hintergründe der Tat zu klären. Die zwei Männer hatten Lee Rigby auf offener Straße mit einem Messer und einem Fleischbeil zu Tode gehackt. Dabei riefen sie islamistische Parolen. Die Polizei konnte beide am Tatort festnehmen, sie sind derzeit unter Bewachung im Krankenhaus.
Derweil sind zwei weitere festgenommene Verdächtige wieder frei. Es habe keine Anklagen gegen die 31 und 29 Jahre alten Frauen gegeben, teilte die Polizeibehörde Scotland Yard mit. Ein 29 Jahre alter Mann bleibe in Haft. Die drei waren am Donnerstag unter dem Verdacht der Beihilfe zum Mord festgenommen und verhört worden.