Mutiges Urteil

Die Pariser Richter haben tatsächlich ein historisches Urteil gefällt. Nicht nur, weil zum ersten Mal ein Staatsoberhaupt angeklagt war, sondern weil sie den Mut besessen haben, ein unerwartet hartes Urteil zu fällen.

Beschämend und peinlich erscheint hingegen das komplizenhaft anmutende Plädoyer der Staatsanwälte, die den berühmten Anklagten mit einem Freispruch davonkommen lassen wollten.

Dabei waren die Vorwürfe gegen Jacques Chirac von Beginn an schwerwiegend genug. So schwerwiegend, dass sie schon beim Bekanntwerden vor 15 Jahren hätten ausreichen müssen, damit der damals amtierende Präsident sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt hätte.

Stattdessen durfte er unbehelligt zwölf Jahre durchregieren. Jetzt, mit reichlich Verspätung, werden die Franzosen mit der verstörenden Gewissheit konfrontiert, von einem korrupten Präsidenten regiert worden zu sein.