Neue Gewalt in Hongkong
Hongkong (dpa) - Nach fast zwei Protestmonaten haben Angreifer in Hongkong am Morgen versucht, das Parlamentsgebäude zu besetzen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Pfefferspray ein, um die Eindringlinge zurückzudrängen.
Mehrere Personen zertrümmerten Fensterscheiben und Glastüren mit Eisenstangen und Steinen. Nach Angaben der Polizei gab es sechs Festnahmen wegen Sachbeschädigung. Drei verletzte Polizisten wurden im Krankenhaus behandelt.
Die Regierung verurteilte die Angriffe scharf. „Die Polizei hat umfangreiche Ermittlungen des Vorfalls aufgenommen, und es wird weitere Festnahmen geben“, hieß es in einer Mitteilung. Wegen der Angriffe sei das Parlamentsgebäude für die Öffentlichkeit geschlossen; Sitzungen würden ausgesetzt.
Auch prodemokratische Demonstranten verurteilten die Angriffe. Das Vorgehen habe nichts mit friedlichem zivilen Ungehorsam gemein, den die „Regenschirm-Bewegung“ mit ihrer Straßenbesetzung anstrebe, hieß es in einer Mitteilung. „Mit Gewalt wurde öffentliches Eigentum zerstört“, kritisierten die Demonstranten.
Die Proteste in Hongkong hatten sich vor gut zwei Monaten an den Plänen Pekings entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Seit Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert.
Am Dienstag hatten Polizisten und Arbeiter auf Anordnung eines Gerichts damit begonnen, Straßensperren am wichtigsten Protestlager auf der Insel Hongkong zu räumen. Zuletzt hatten noch mehrere Hundert Aktivisten am Protestlager in Admiralty nahe dem Regierungssitz ausgeharrt.
Entgegen den Befürchtungen einiger Politiker sind die Touristenzahlen aus Festlandchina während der Proteste nicht zurückgegangen, sie stiegen sogar weiter an. Im Oktober kamen laut Tourismusbehörde rund vier Millionen Besucher vom Festland in die Finanzmetropole Hongkong - im Vergleich zu 3,4 Millionen im Vorjahresmonat. Politiker hatten Sorge, die Proteste würden kaufkräftige Touristen abschrecken.