Nordkorea: „Zwei Systeme in einem Land“ auf Weg zu Einheit
New York/Seoul (dpa) - Auf dem Weg zu einer Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea hat der kommunistische Norden eine Konföderation vorgeschlagen.
„Eine Vereinigung des Vaterlandes ist die größte Sehnsucht der ganzen Nation“, sagte Nordkoreas Außenminister Ri Su Yong vor der UN-Vollversammlung in New York. „Wir sind der Meinung, dass eine nationale Wiedervereinigung nicht durch Konfrontation erreicht werden sollte, sondern durch eine Konföderation mit zwei Systemen in einem Land.“ Ri machte jedoch deutlich, dass Nordkorea auf sein umstrittenes Atomprogramm nicht verzichten wolle, solange es sich von den USA bedroht sehe.
Nordkoreas Vorschlag zur Schaffung von „zwei Systemen in einem Land“ ist nicht neu. Das Regime in Pjöngjang propagiert die Vision einer Vereinigung durch ein konföderatives System seit Jahrzehnten. „Die Regierung der Demokratischen Volksrepublik Korea strebt in Worten und Taten aufrichtig die Entwicklung der innerkoreanischen Beziehungen hin zu einer Vereinigung durch Konföderation an“, sagte Ri, der als erster Außenminister seines Landes seit 15 Jahren vor die UN-Vollversammlung trat. Das sei der einzige Weg, um Krieg zu vermeiden und Frieden zu sichern. Zugleich warf er dem Süden aber Provokationen und Schikanen vor.
Ri unterstellte zudem den USA erneut eine feindselige Politik gegenüber Pjöngjang. Diese Politik sei auch der Grund für sein Land, ein „Atomwaffenstaat“ zu werden. Zweck der atomaren Abschreckung sei es nicht, andere anzugreifen. „Noch ist es ein Tauschmittel, das gegen etwas anderes eingetauscht werden kann“, warnte Ri. In Südkorea wurden die Bemerkungen auch als erneute Antwort auf Seouls Vorschlag gesehen, den Norden unterstützen zu wollen, wenn es auf sein Atomprogramm verzichtet.
Ri beteuerte, Nordkorea sei immer offen für einen Dialog über „echte Menschenrechte, abseits einer politischen Motivation und eines heuchlerischen Missbrauchs“. Das Land sei auch willens, mit den Vereinten Nationen in dieser Frage zusammenzuarbeiten. Zuvor hatte Ri gesagt, alle Menschenrechte würden in Nordkorea respektiert.
Nordkorea hatte auf den vor etwa einem halben Jahr veröffentlichten Bericht einer UN-Untersuchungskommission empört reagiert, in dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit in dem Land beschrieben werden.