Peschmerga-Kämpfer in Bayern - Kämpfe gegen IS gehen weiter
Berlin (dpa) - In der Infanterieschule Hammelburg in Bayern hat die Ausbildung kurdischer Soldaten aus dem Nordirak begonnen. Die 32 Peschmerga werden bis zum kommenden Freitag im Umgang mit „Milan“-Panzerabwehrraketen geschult, wie das Bundesverteidigungsministerium in Berlin mitteilte.
Mit den Waffen will Deutschland die Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen.
Dazu sollen die kurdischen Kämpfer im Nordirak unter anderem 500 „Milan“-Raketen, 16 000 Gewehre und mehrere Millionen Schuss Munition aus Bundeswehrbeständen bekommen. In Erbil traf inzwischen ein weiterer Waffentransport aus Deutschland ein. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums landete eine in Leipzig gestartete Antonow-Maschine mit Waffen, Ausrüstung und Fahrzeugen in der Kurdenhauptstadt.
Die erste Lieferung aus Deutschland hatte Erbil am Donnerstagabend erreicht, beinahe zeitgleich mit einem Team von Soldaten, das den Kurden vor Ort den Umgang mit den einfacheren Waffen erklären soll. Die sechs Fallschirmjäger und ein Sanitäter trafen mit Verzögerung ein, weil sie wegen einer defekten Transall in Bulgarien auf eine Ersatzmaschine warten mussten.
Unterdessen mobilisierten die Kurden im Kampf um die nordsyrische Stadt Ain al-Arab nach Angaben von Menschenrechtlern rund 1800 Kämpfer. Allein seit Mittwoch seien 1500 neue Peschmergas in der kurdischen Enklave an der syrisch-türkischen Grenze eingetroffen, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ain al-Arab, das im Kurdischen Kobane genannt wird, war vor über einer Woche von IS-Kämpfern umzingelt worden.
Die äußerst brutalen IS-Extremisten haben auf ihrem Vormarsch Zehntausende Menschen in Syrien und im Irak zur Flucht gezwungen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“) berichtete, löste das Leid der Vertriebenen im Nordirak eine große Spendenbereitschaft aus. Caritas International etwa habe in diesem Jahr bereits mehr als fünf Millionen Euro für die Region erhalten, schrieb das Blatt unter Berufung auf eine Umfrage bei Hilfsorganisationen.
Die „FAS“ berichtet weiter, die Türkei habe Angaben zur Zahl kurdischer Flüchtlinge aus Syrien stark übertrieben. Statt 144 000 seien nur 15 000 bis 20 000 Menschen gekommen, zitierte die „FAS“ die Bürgermeisterin der türkischen Grenzstadt Suruc, Zühal Ekmez. Aus politischen Gründen werde die Zahl weit übertrieben. Das UNHCR habe die Angaben türkischer Behörden offenbar ungeprüft übernommen. Die Türkei wolle mit dem Aufblasen der Flüchtlingszahl ihrem Plan Vorschub leisten, die ihr unliebsamen autonomen Kurdengebiete in Syrien zu menschenleeren „Pufferzonen“ zu erklären.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR widerspricht dem Bericht jedoch. UNHCR-Sprecherin Selin Unal erklärte der Deutschen Presse-Agentur, es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass die Größenordnung der türkischen Angaben falsch sei. „Wir sind an der Grenze. Ich war persönlich für vier Tage da“, sagte Unal. „Wir beobachten das, und die Zahl kann nicht bei nur 15 000 in der vergangenen Woche liegen.“ Und der Strom an Menschen sei nicht abgerissen.
Mehrere westliche und arabische Länder fliegen inzwischen Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak oder in Syrien. Die radikalen Islamisten beherrschen weite Teile beider Länder.
Nach Angaben von Menschenrechtlern könnten bei den US-geführten Angriffen in Syrien auch Zivilisten getroffen worden sein. Mindestens sieben Menschen, darunter fünf Kinder, seien bei einem US-Angriff auf ein nordsyrisches Dorf am letzten Dienstag getötet worden, berichtete Human Rights Watch unter Berufung auf drei Augenzeugen. Pentagonsprecher John Kirby hatte am Donnerstag versprochen, den Vorfall zu untersuchen. Er sehe jedoch „keine glaubwürdigen Berichte“ für den Tod von Zivilisten.