Nordkoreas Raketenstart rückt näher

Seoul (dpa) - Trotz internationaler Warnungen treibt Nordkorea den Start einer Langstreckenrakete voran. Gleichzeitig zementiert das Regime des kommunistischen Landes die Machtstellung des neuen starken Mannes Kim Jong Un.

Bei einem Sondertreffen der herrschenden Arbeiterpartei in Pjöngjang wurde der Sohn und Nachfolger des langjährigen Alleinherrschers Kim Jong Il zum „ersten Sekretär“ der Partei ernannt, wie die staatlichen Medien am Mittwoch berichteten. Damit ist er praktisch Parteichef. Sein im Dezember gestorbener Vater wurde posthum zum „ewigen“ Generalsekretär der Partei ernannt.

Unterdessen scheint der Start der nordkoreanischen Rakete, die einen Satelliten ins All bringen soll, kurz bevorzustehen. Der Flugkörper vom Typ Unha-3, der auf einer Abschussrampe an der Westküste steht, wurde inzwischen betankt. Der Satellit sei bereits in der Trägerrakete, alle Vorbereitungen für den Start getroffen, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua aus Pjöngjang unter Berufung auf den Direktor des Raumkontrollzentrums, Paek Chung Hou.

Westliche Politiker warnten Nordkorea erneut vor dem Raketenstart. Die USA, Südkorea und Japan vermuten, dass die Führung Nordkoreas in Wahrheit eine Interkontinentalrakete testen will, mit der auch Atomsprengköpfe transportiert werden könnten. Nordkorea spricht hingegen von friedlichen Absichten.

„Wenn Nordkorea eine friedliche, bessere Zukunft für sein Volk will, sollte es keinen weiteren Start unternehmen“, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Dienstag (Ortszeit) nach einem Treffen mit ihrem japanischen Amtskollegen Koichiro Gemba in Washington. Ein solcher Raketenstart bedeute eine „direkte Bedrohung der regionalen Sicherheit“.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte Nordkorea in einer Stellungnahme nachdrücklich auf, „von diesem provokativen Schritt abzusehen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und den Weg zu Verständigung und Ausgleich nicht durch einseitige und völkerrechtswidrige Maßnahmen zu blockieren“. China zeigte sich mit Blick auf die Startvorbereitungen erneut „beunruhigt“.

Nach bisherigen Angaben soll der umstrittene Raketenstart in einem Zeitfenster zwischen Donnerstag und Montag erfolgen - im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des als Staatsgründer verehrten Kim Il Sung am 15. April.

Um die Kim-Dynastie in dem abgeschotteten Staat wird ein bizarrer Personenkult betrieben. Der Titel „erster Parteisekretär“ sei geschaffen worden, um den noch nicht 30 Jahre alten Kim Jong Un formal an die Parteispitze zu heben, sagte der Experte Park Young Ho vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung in Seoul.

Kim Jong Il hatte seinen jüngsten Sohn schrittweise zum Nachfolger aufgebaut. Kurz nach dem Tod des Vaters war Kim Jong Un bereits zum „obersten Führer“ der Partei, der Streitkräfte und des Staates ausgerufen worden. Am Freitag soll die Oberste Volksversammlung - das Parlament - in Pjöngjang zusammentreten.