NSA-Affäre: Merkels Vertraute auf nahezu unmöglicher Mission in Washington
Im Weißen Haus fordern zwei Spitzenbeamte aus dem Kanzleramt Klarheit.
Washington. Es erinnert fast an eine „Mission Impossible“ — eine unmögliche Mission: Genau eine Woche, nachdem die NSA-Affäre um das Handy von Angela Merkel bekannt wurde, ist eine hochrangige deutsche Delegation nach Washington gereist.
Der außenpolitische Berater der Kanzlerin, Christoph Heusgen, und der Geheimdienstkoordinator Günter Heiß wollten am Mittwoch im Weißen Haus Klarheit: Bis wann hat die NSA das Mobiltelefon Merkels abgehört? Wusste US-Präsident Barack Obama davon? Sind die USA bereit, einen weitgehenden Verzicht auf Spionage unter engen Verbündeten zu unterschreiben?
Je näher der Besuch der Deutschen rückte, desto klarer wurde, dass sie nicht gerade offene Türen einrennen. Wie zum Hohn erläuterten US-Geheimdienstkoordinator James Clapper und NSA-Chef Keith Alexander noch am Dienstag in einer Kongress-anhörung, wie naiv sie die europäischen Spionagevorwürfe finden. Ausländische Spitzenpolitiker auszuspionieren, sei absolut üblich, sagte Clapper. Das könne niemanden überraschen.
In Berlin setzt man nach den Enthüllungen um das Merkel-Handy und andere Spionageaktionen der USA darauf, dass der Druck auf die Regierung Obama steigt. Schließlich hätten die USA nicht nur wegen Deutschland Riesenärger, sondern auch wegen NSA-Operationen in Frankreich, Spanien, Brasilien oder Mexiko. Bei der Mission von Heusgen und Heiß könne es ein grundsätzliches politisches Okay zu den deutschen Forderungen nach einem bilateralen Abkommen geben.
Derweil wurde bekannt, dass US-Geheimdienste aus Interesse an den Prioritäten des künftigen Oberhaupts der katholischen Kirche vor der Wahl eines neuen Papstes im März mehrere Kardinäle belauscht haben sollen. Grund sei Interesse an den Prioritäten des künftigen Oberhaupts der katholischen Kirche gewesen, berichtete das italienische Wochenmagazin „Panorama“. Demnach wurden Telefonate innerhalb des Kirchenstaats und von dort ins Ausland abgehört — darunter auch solche aus der Unterkunft von Kardinal Jorge Mario Bergoglio, heute Papst Franziskus.