Petraeus sieht bedeutende Fortschritte in Afghanistan
Washington (dpa) - Der US-Oberkommandeur in Afghanistan, David Petraeus, sieht bedeutende Fortschritte in Afghanistan. Er unterstützt daher den von US-Präsident Barack Obama geplanten Beginn des Truppenabzugs ab Juli und will dazu detailliertere Vorschläge vorlegen.
Ziel ist es, dass die afghanische Regierung 2014 die Kontrolle über die Sicherheit übernimmt. Petraeus warnte jedoch zugleich, dass die im vergangenen Jahr erzielten Fortschritte „zerbrechlich und umkehrbar“ seien und auch angesichts einer zu erwartenden Taliban-Frühjahrsoffensive noch „viel harte Arbeit“ bevorstehe.
Der Oberbefehlshaber der Internationalen Schutztruppe Isaf gab seine Lage-Einschätzung am Dienstag vor dem Streitkräfteausschuss des Senats in Washington. In der Anhörung teilte er auch mit, dass er nach dem jüngsten Tod von neun Kindern bei einem US-Luftangriff im ostafghanischen Kunar eine umfassende Prüfung der Taktiken bei derartigen Operationen angeordnet habe.
Nach offiziellen afghanischen Angaben sind unterdessen bei einem erneuten Nato-Luftschlag in derselben Provinz zwei Schüler ums Leben gekommen. Die beiden 10 und 17 Jahre alten Jungen hätten in der Nacht zum Dienstag ein Feld bewässert, als sie angegriffen worden seien. Ein Isaf-Sprecher sagte, man prüfe die Vorwürfe.
Petraeus sagte in der Anhörung, die Stoßkraft der Taliban sei in weiten Teilen des Landes gestoppt und in einer Reihe wichtiger Gebiete rückgängig gemacht worden. Die Taliban hätten Zufluchtsorte mit Schlüsselbedeutung verloren, zahlreiche ihrer Führer seien getötet oder gefangen genommen worden - 360 seien es bei Spezialeinsätzen in einer „typischen 90-Tage-Periode“.
Auf der anderen Seite werde jedoch auch die Reintegration vorangetrieben. „Wir sehen ein, dass wir und unsere afghanischen Partner unseren Weg aus dem Aufstand nicht einfach durch Töten oder Gefangennehmen finden“, sagte Petraeus. So seien etwa 700 ehemalige Taliban-Kämpfer wieder in die afghanische Gesellschaft eingegliedert worden, 2000 weitere stünden davor.
Petraeus hob weiter die Fortschritte beim Aufbau und der Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte hervor. Allein im vergangenen Jahr seien 70 000 Soldaten und Polizisten hinzugekommen. Auch die Qualität der Sicherheitskräfte sei bedeutend gestiegen.
„Obwohl die Rebellen sich bereits bemühen, verlorene Stoßkraft und verlorene Zufluchsorte zurückzugewinnen, jetzt, da wir in die Frühjahrskampfzeit kommen, glauben wir, dass wir auf dem 2010 gewonnenen Schwung aufbauen können - obwohl das ganz klar zusätzliche harte Kämpfe beinhalten wird“, sagte Petraeus. Er warnte zugleich vor möglichen Kürzungen des Außenministeriumsetats: Dadurch könnten zivile Maßnahmen zur Stabilisierung Afghanistans gefährdet werden.