Prozess zum Mord an Libanons Ex-Premier Hariri gestartet

Beirut/Den Haag (dpa) - Fast neun Jahre lang wurde im Hariri-Mordfall ermittelt, jetzt hat der Prozess begonnen. Doch die Chancen sind sehr gering, dass dieses Verfahren dem Bombenterror im Libanon ein Ende setzt.

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Zeitgleich mit dem Prozessbeginn explodierte in der Bekaa-Ebene eine Autobombe.

Bei dem Anschlag kamen drei Menschen ums Leben. Vier der insgesamt 43 Verletzten sind nach Angaben von Ärzten in kritischem Zustand. Der Sprengsatz detonierte vor einer Bank in der Stadt Hermel, einer Hochburg der libanesischen Schiiten-Bewegung Hisbollah. Ihr gehören auch die vier Angeklagten im Hariri-Prozess an. Keiner der Verdächtigen wurde bislang verhaftet, weshalb die Anklagebank in Den Haag leer blieb.

Der Ankläger des Sondertribunals zum Libanon, Norman Farrell, zeigte sich am ersten Prozesstag trotzdem zuversichtlich, was die Beweisführung angeht. Er wolle über 500 Zeugen aufrufen, erklärte Farrell. Er schilderte mit Fotos und Videoaufnahmen den Ablauf des Attentates, bei dem zwischen 2500 und 3000 Kilogramm Sprengstoff eingesetzt wurden. Bei dem Anschlag in Beirut waren am 14. Februar 2005 außer Hariri noch 22 weitere Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Selbstmordattentäter. Die Hisbollah bestreitet jede Beteiligung an dem Attentat.

Der Anschlag hatte damals zu politischen Verwerfungen geführt, in deren Folge die einstige Schutzmacht Syrien ihre Truppen aus dem Libanon abziehen musste. Er führte außerdem zu Spannungen zwischen der Hisbollah und den Sunniten, die bis heute andauern. Verschärft wurden dieser Konflikt in den vergangenen Monaten dadurch, dass die Hisbollah Milizionäre in den syrischen Bürgerkrieg schickte, um auf der Seite der Truppen von Präsident Baschar al-Assad zu kämpfen.

Zu dem Attentat in der nordöstlichen Stadt Hermel bekannte sich zunächst niemand. In den vergangenen Monaten hatte es im Libanon zahlreiche Anschläge gegeben. Sie galten sunnitischen Politikern und Gegnern des syrischen Regimes sowie Hisbollah-Vierteln und iranischen Diplomaten. Zuletzt waren vor zwei Wochen in einer Hochburg der Hisbollah in Beirut sechs Menschen getötet worden.

Der Ankläger des Libanon-Sondertribunals in Den Haag sagte, den Drahtziehern des Attentates auf Hariri sei es damals nicht gelungen, alle Beweise zu vernichten. „Sie wollten eine Botschaft des Terrors an den Libanon und seine Bevölkerung schicken“, betonte er.

Hariris Sohn und politischer Erbe, Saad Hariri, war zum ersten Prozesstag nach Den Haag gereist. Im Gespräch mit Angehörigen der anderen Anschlagsopfer sagte er: „Dies ist ein historischer Tag, der für die Gerechtigkeit im Libanon eine neue Seite aufschlägt.“

Dass der Prozess in Den Haag wirklich Gerechtigkeit bringen wird, bezweifeln viele Libanesen jedoch, da keiner der Beschuldigten auf den Anklagebank sitzt. Zudem ist zu befürchten, dass der Urteilsspruch die Feindschaft zwischen den beiden politischen Lagern noch verschärfen wird.

Wegens des Anschlags auf Hariri ist noch ein fünfter Mann angeklagt. Der Prozess gegen ihn vor dem Sondertribunal wird derzeit noch vorbereitet.