Regierungsnahe Medien in Türkei greifen Niederlande an

Istanbul. Nach dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan haben auch regierungsnahe Zeitungen in der Türkei die Niederlande erneut scharf angegriffen. Die Zeitung „Günes“ bildete am Mittwoch - dem Tag der Parlamentswahl in den Niederlanden - auf der Titelseite eine niederländische Flagge mit einem Hakenkreuz ab.

Die türkische Tageszeitung „Günes“ greift auf ihrem Titelblatt die Niederlande an.

Foto: Linda Say

Daneben steht: „Ihr seid Mörder.“ Die Zeitung „Yeni Safak“ titelte: „Holland, Banditenstaat“.

Erdogan hatte Den Haag am Vortag eine „neonazistische Gesinnung“ vorgeworfen und dem Land das Massaker von Srebrenica im Bosnienkrieg angelastet. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte wies den Vorwurf als „widerliche Geschichtsverfälschung“ zurück.

Tatsächlich hatten das Massaker in Srebrenica im Juli 1995 bosnisch-serbische Truppen verübt. Niederländische Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen hatten den Angreifern die Stadt zuvor allerdings kampflos überlassen. Bei dem Massaker handelte es sich um den schlimmsten Völkermord nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa.

Die Beziehungen zwischen Den Haag und Ankara stecken wegen eines Eklats um Wahlkampfauftritte türkischer Minister in den Niederlanden in einer schweren Krise. Am 16. April stimmen die Türken in einer Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung zur Einführung eines Präsidialsystems ab. Dieses würde Erdogan mehr Macht verleihen. Nach Angaben der türkischen Wahlbehörde sind rund 2,97 wahlberechtigte Türken im Ausland für die Abstimmung registriert. (dpa)