Richter verweigert Breivik öffentlichen Auftritt
Oslo (dpa) - Norwegens Justiz hat dem Massenmörder Anders Behring Breivik bei seinem ersten öffentlichen Gerichtstermin die erhoffte Bühne verweigert.
Der Haftrichter Terkjel Nesheim unterband am Montag in Oslo Breiviks Versuch einer Erklärung, bevor er die Untersuchungshaft für den 32-jährigen Rechtsextremisten und Islamhasser verlängerte. Breivik wollte sich direkt an anwesende Hinterbliebene von Opfern und Überlebende seines Verbrechens wenden.
Nesheim sagte nach der Verhandlung: „Ich wollte nicht, dass er dies hier als Tribüne für allgemeine Erklärungen nutzen konnte.“ Breivik hatte am 22. Juli bei einem Massaker auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers getötet. Kurz zuvor hatte eine von ihm im Osloer Regierungsviertel platzierte Autobombe acht Menschen getötet. Mit der Verlängerung der Untersuchungshaft bis zum 6. Februar entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Zur Person sagte Breivik im Gericht nach Angaben der Online-Ausgabe der Zeitung „Aftenposten“: „Ich bin Ritter und Kommandant bei der norwegischen Widerstandsbewegung.“ Den Richter lehne er wegen Befangenheit ab, weil dieser von den „Stützen des Multikulturalismus“ beauftragt worden sei.
Der Strafprozess soll am 16. April 2012 beginnen und bis zu zehn zehn Wochen dauern. Das Osloer Amtsgericht wird vorher für den Prozess umgebaut, wie Gerichts-Chef Geir Engebretsen ankündigte. Wegen des weltweit starken Medieninteresses werden im Gericht selbst 300 Arbeitsplätze für Journalisten sowie in einem benachbarten Hotel 400 weitere bereitgestellt.
Der Prozess soll per Video in andere Säle des Amtsgerichts sowie in Gerichtsgebäude anderer norwegischer Städte übertragen werden. Letzteres begründete Engebretsen damit, dass Angehörigen der Opfer und Überlebenden die Möglichkeit geboten werden solle, das Verfahren in der Nähe ihres jeweiligen Wohnortes zu verfolgen.
Neben 170 Journalisten hatten sich am Montag auch zahlreiche Hinterbliebene von Opfern sowie Überlebende der beiden Anschläge Plätze im Hauptsaal des Osloer Amtsgerichts gesichert. Hinterbliebene hatten vor dem Gerichtstermin in einer gemeinsamen Erklärung gegen einen von Medien erzeugten Zirkus um Breivik protestiert. Sie wandten sich auch dagegen, beim Haftprüfungstermin die Öffentlichkeit zuzulassen.